Prof. em. Dr. Klaus-Peter Köpping: "Mit den Göttern scherzen": subversive Elemente des Ludischen bei volksreligiösen Ritualtänzen in Japan
Prof. em. Dr. Klaus-Peter Köpping
Universität Heidelberg
"Mit den Göttern scherzen: subversive Elemente des Ludischen bei volksreligiösen Ritualtänzen in Japan"
5. Mai 2009
Die Hana Matsuri, eine Mischung aus Erntedank- und Fruchtbarkeitsfesten, finden zwischen Ende November und Ende Februar in noch 17 Dorfgemeinschaften der Grenzregion von Aichi und Nagano-Ken in den südlichen Alpen statt. Als „Blumenfeste“ werden diese über drei Tage dauernden Tanzrituale zu Ehren der generischen Berggottheit „yama no kami“ aufgeführt und ähneln in vieler Hinsicht den ebenfalls in der Region des Tenryugawa veranstalteten Shimotsuki- „Frostmonat“-Ritualen. Diese Rituale zeichnen sich durch einige typische volksreligiöse Momente aus, die sie von eher bekannten Shinto-Festen unterscheiden: sie sind im höchsten Maße synkretistisch und sie werden nur von Laien (Dorfbewohnern) ausgeführt. Während sie ohne Zweifel dem Zwecke der Solidarisierung der Dorfgemeinschaft dienen, sind diese Inszenierungen häufig mit Elementen von transgressiver Subversivität durchzogen. An Hand einiger ausgewählter Sequenzen aus Filmen des Autors sollen verschiedene dieser transgressiven Beispiele, die einem gängigen Verständnis von rituellen Formen, vor allem in japanischen Shinto-Ritualen, zuwiderlaufen, aufgegriffen werden, um die Hypothese zu unterstützen, dass ein großer Teil der anstößigen Darstellungsformen dem Geiste der Matsuri entsprechen und den Tanzritualen erst ihre solidaritätsstiftende wie auch transformierende Funktion ermöglicht. Der Beitrag versteht sich daher als eine Erörterung der performativen Macht des Ludischen (der „Götterspiele“) in Japan.
Mit Video-Aufnahmen.
Zur Person:
Prof. Klaus-Peter Köpping ist Emeritus der Universität Heidelberg und war 2009 Fellow am Internationalen Kolleg „Interweaving Performance Cultures“ an der Freien Universität Berlin.