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Prof. Dr. Kristina Iwata-Weickgenannt (Nagoya University): Wenn die Toten erzählen. Zu Fragen der Positionalität und Erzählperspektive in der Literatur nach 3.11

03.01.2017 | 14:00 c.t.

Die Frage, was Literatur im Angesicht einer Jahrhundertkatastrophe wie der vom März 2011 leisten kann, beantwortet der Schriftsteller Shigematsu Kiyoshi mit einem Verweis auf das menschliche Vorstellungsvermögen. Allein die Kunst sei in der Lage, der Katastrophe ein Gesicht zu geben. Wie Shigematsu betont, gilt dies insbesondere für die Opfer, die durch den Tod ihrer Stimme beraubt wurden. Tatsächlich findet die Annäherung an 3.11 in einer ganzen Reihe von literarischen Texten aus einer ungewöhnlichen Perspektive statt, nämlich derjenigen der Toten. Während literarisches Schaffen von Natur aus mit der Aneignung fremder Stimmen einher geht, besitzt die Wahl der Erzählperspektive in diesen Texten gerade angesichts der Virulenz der Frage, wer als tōjisha über 3.11 sprechen darf, eine unterschwellig politische Dimension. Wer spricht auf welche Weise für die Toten, mit welcher Legitimation, welcher Agenda und welchem Effekt? Diesen Fragen soll anhand der Analyse einiger besonders bekannter literarischer Texte (z.B. von Itō Seikō, Ayase Maru) nachgegangen werden.

Zur Person:
Kristina Iwata-Weickgenannt studierte in Berlin, promovierte in Trier und lehrt derzeit moderne japanische Literatur an der Nagoya Universität in Japan. 

Zeit & Ort

03.01.2017 | 14:00 c.t.

Ostasiatisches Seminar
Japanologie
Hittorfstr. 18 (Neubau)
Raum 1.36
14195 Berlin