Vortrag Prof. Sprotte: Von der Blutsteuer zu 'Brunnenvergiftern' – über Gerüchte & Fake News in der Geschichte Japans
zum Vortrag von Prof. Maik Hendrik Sprotte:
Das Gerücht als „ältestes Medium der Welt“ (Jean‐Noël Kapferer) umgibt uns in alltäglichen Situationen und verfügt nur über eine begrenzte Wirkung, soweit es sich in einem Zustand relativer Ruhe, des Friedens auf der gesellschaftlichen Ebene sowie politischer und wirtschaftlicher Stabilität entwickelt und verbreitet. Sobald aber eine Krisensituation eine Gesellschaft oder ihre Teilbereiche erfasst, entfalten Gerüchte eine Wirkung, die es erforderlich macht, ihre Entstehung und Verbreitung besser zu verstehen. Die Analyse der Inhalte, der Verbreitungswege sowie der Folgen spezifischer Gerüchte bzw. prominenter Fake News innerhalb des japanischen Gemeinwesens werden im Zentrum dieses Vortrages stehen. In einem langen historischen Bogen vom 12. bis ins 21. Jahrhundert werden ausgewählte Gerüchte sowie deren gelegentlich gewalthafte Wirkungsmacht vorgestellt und kontextualisiert. Wenn auch ein japanisches Sprichwort die Lebensdauer eines Gerüchts auf „nur“ 75 Tage beschränkt, wird gezeigt werden, dass sich manche ihrer Inhalte in nahezu unveränderter Form und jenseits logischer Zugänge einer „entzauberten Welt“ bis ins Japan der Gegenwart als sehr viel beständiger erwiesen haben.
Zeit & Ort
14.02.2019 | 18:15
Mori‐Ôgai‐Gedenkstätte der Humboldt‐Universität zu Berlin (Luisenstr. 39, 10117 Berlin)