Neue Publikation | D. Maschek, M. Trümper (Hg.), Architecture and the Ancient Economy (Rom 2022)
News vom 03.08.2022
Der vorliegende Band umfasst die Beiträge einer internationalen Konferenz, die 17 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom 26.-28. September 2019 in Berlin zusammenführte und großzügig von der Einsteinstiftung Berlin, dem Berliner Antike Kolleg, der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität Berlin finanziert wurde. Die Konferenz befasste sich mit vier großen Themen: Bauwesen und Wirtschaftstheorie; Baumaterialien und Baulogistik; Ökonomie des Bauprozesses; und die sozioökonomischen Auswirkungen des Bauwesens. Die Publikation enthält vier Beiträge, die sich auf theoretische und methodische Überlegungen konzentrieren und sieben spezifische Fallstudien, hauptsächlich aus Pompeji, aber auch aus Yeha in Äthiopien, Aquileia und den römischen Westprovinzen.
Vom späten 19. Jahrhundert bis in die späten 1980er Jahre hinein war die antike Architektur Gegenstand kunsthistorischer Ansätze, die sich in erster Linie mit Fragen der Gestaltung und Ästhetik befassten. Griechische und römische Architekten wurden in erster Linie als Künstler betrachtet, und folglich wurden der Entwurfsprozess und das endgültige Erscheinungsbild griechisch-römischer Bauten weitgehend kunsthistorisch analysiert. Der zugrundeliegende Bauprozess wurde vom künstlerischen "Überbau" getrennt und meist auf seine technologischen und zeitlichen Aspekte reduziert, wie etwa die Erfindung bestimmter Technologien oder die Verwendung verschiedener Baumaterialien. Folglich wurden in der Klassischen Archäologie Bautechniken vorwiegend als Datierungsnachweis für bestimmte Gebäude herangezogen, während die sozio-politische Bedeutung der griechischen und römischen Architektur im Großen und Ganzen auf der Bewertung der architektonischen Gestaltung, der Dekoration und der Funktion beruhte. Die wirtschaftliche Bedeutung des Bauwesens in der griechisch-römischen Welt interessierte dabei weit weniger, so dass dieser Aspekt in den historischen Werken über die antike Wirtschaft nie vollständig behandelt wurde.
Der Monumentalbau ist jedoch nicht nur ein Akt der Symbolik. Er beruht auf sozialem Konsens und Ressourcenmanagement und ist daher ein konstitutives Element gesellschaftlicher Organisation und wirtschaftlicher Leistung. Zu diesem Zweck hat sich in den letzten 25 Jahren ein spezielles Forschungsgebiet herausgebildet, das sich der komplexen Logistik der antiken Architektur mit Hilfe von Modellierungen und vergleichenden Analysen nähert. Man hat verstanden, dass nur die hypothetische Modellierung sowohl der Arbeitskräfte als auch der Baukosten zu einer validen Einschätzung der Bedeutung eines bestimmten Gebäudes in seinem jeweiligen historischen Kontext führen kann. Dies steht im Zusammenhang mit den sich intensivierenden Debatten über die Triebkräfte der griechisch-römischen Wirtschaftsleistung und die Bedeutung der städtischen Zentren sowie über die Gewinnung und den Handel mit Baumaterialien.
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This volume comprises the proceedings of an international conference that brought together 17 scholars in Berlin from September 26 to 28, 2019, and was generously funded by the Einstein Foundation Berlin, the Berliner Antike Kolleg, the Freie Universität Berlin, and the Humboldt-Universität Berlin. The conference explored four large topics: Construction and Economic Theory; Building Materials and the Logistics of Construction; Economics of the Building Process; and The Socio-Economic Impact of Construction. The proceedings include four contributions focused on theoretical and methodological considerations, and seven specific case studies mostly from Pompeii, but also from Yeha in Ethiopia, Aquileia, and the Roman western provinces.
From the late 19th century well into the late 1980s, ancient architecture has been the remit of art historical approaches, dealing first and foremost with questions of design and aesthetics. Greek and Roman architects were predominantly seen as artists, and consequently the process of design as well as the final visual appearance of Greco-Roman buildings was largely analysed in terms of art history. The underlying process of construction was separated from the artistic ‘superstructure’ and mostly reduced to its technological and chronological aspects, such as the invention of specific technologies or the use of different building materials. Consequently, in Classical archaeology, construction techniques were predominantly used as dating evidence for particular buildings, whereas the socio-political significance of Greek and Roman architecture was by and large based upon the assessment of architectural design, decoration, and function. Such studies were much less interested in the economic importance of the construction industry in the Greco-Roman world, and consequently this aspect has never been fully covered in historical works on the ancient economy.
However, monumental construction is not only an act of symbolism. It is grounded in social consensus and resource management and therefore a constitutive element of societal organisation and economic performance. To address this issue, a specialised field of research has emerged over the course of the last 25 years which approaches the complex logistics of ancient architecture by means of modeling and comparative analysis. It has been understood that only the hypothetical modeling of both labor force and building costs can lead to a valid estimate of a given building’s importance in its respective historical context. This ties in with the intensifying debates on the drivers of Greco-Roman economic performance and the importance of urban centres, as well as on the extraction and trade of building materials.
Weitere Informationen auf den Seiten des Verlags Edizioni Quasar.