Jan Wagenführ
Institut für Klassische Archäologie
Doktorand
Vom Nil an den Imbrasos. Die ägyptischen Bronzefiguren aus dem Heraion von Samos: Datierung, Kontextualisierung, Bedeutung (Arbeitstitel)
Das auf der ostgriechischen Insel Samos gelegene Heiligtum der Göttin Hera (Heraion) ist in der archäologischen Forschung neben seinen monumentalen Tempeln vor allem für sein exzeptionell breites Spektrum an Funden bekannt, die aus den verschiedensten Kulturregionen des östlichen Mittelmeerraums (Westasien, Ägypten) an diesen Ort gelangten. Die Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Institutes haben die Mehrzahl dieser Objekte in Kulturschichten des 7. und 6. Jhs. v. Chr. freigelegt, die in einzigartiger Weise Einblicke in die kultische sowie kulturelle Entwicklung des Heiligtums und der damit verbundenen Gemeinschaft erlauben.
Ziel meines Dissertationsprojekts ist es, den für griechische Fundplätze einmalig reichen Bestand von 140 ägyptischen Bronzefiguren bzw. deren Fragmente mit neuen Fragestellungen zu analysieren. Ägyptische Objekte, vor allem aus Fayence (Quarzkeramik) und Stein, wurden in mehreren griechischen Heiligtümern der archaischen Zeit gefunden. Ägyptische Bronzefiguren sind dagegen fast nur aus dem Heraion von Samos bekannt, ein Phänomen, auf das die Forschung noch nicht hinreichend eingegangen ist und das in dieser Arbeit umfassend beleuchtet werden soll. Von diesen Bronzefiguren sind 132 Objekte bereits 1972 veröffentlicht, aber bislang nicht holistisch mit neuen Fragestellungen und Methoden untersucht worden. Zentrale Fragen, die heute an ›fremde‹ Votive gestellt werden sind: wer hat sie aus welchen Gründen und mit welcher Bedeutung in das Heiligtum gebracht bzw. geweiht; hatten diese fremden Votive ihrerseits Einfluss auf die lokale Produktion und das Kultgeschehen? Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie sich die Bronzefiguren im Spektrum der anderen aus Ägypten importierten Funde im Heraion interpretieren lassen. Mit der Untersuchung dieser Fragen soll ein zentraler Beitrag zum tiefergehenden Verständnis des intensiven kulturellen Austausches mit Ägypten und seiner Bedeutung für Samos geleistet werden.
Das Dissertationsprojekt knüpft thematisch an Forschungen an, die ich seit 2022 im Rahmen eines Kooperationsprojektes des Deutschen Archäologischen Institutes, Abteilung Athen, der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin (SMB), der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) und des Griechischen Antikendienstes Samos – Ikaria durchführe. Ziel dieser Forschungen ist es, die teils unpublizierten, teils über verschiedene Publikationen verstreuten gegossenen griechischen Bronzefiguren aus dem Heiligtum erstmals umfassend vorzulegen. Darüber hinaus wurde ich vom Grabungsleiter Jan-Marc Henke mit der Veröffentlichung der westasiatischen und griechischen Bronzefunde aus den Ausgrabungen der Jahre 2009–2013 betraut, die ich u. a. im Rahmen meiner Masterarbeit in Zusammenarbeit mit Uwe Peltz (Restaurator für Kunst und Kulturgut aus Metall, SMB) im Archäologischen Museum von Vathy (Samos) untersucht habe. Damit habe ich ideale Voraussetzungen, um in meinem Dissertationsprojekt interdisziplinäre ›Grundlagenforschung‹ mit theoretischen Ansätzen zu interkulturellem Austausch verknüpfen zu können.
Gefördert durch ein Elsa-Neumann-Stipendium für Promovierende des Landes Berlin.
Die Arbeit wird betreut durch Prof. Dr. Monika Trümper (Klassische Archäologie, Freie Universität Berlin) und Prof. Dr. Angelika Lohwasser (Ägyptologie/Sudanarchäologie, Universität Münster).
Weitere Informationen auf den Seiten der Berlin Graduate School of Ancient Studies (BerGSAS).