Lito Kyriakidou
Doktorandin
Dekorationssysteme italischer schwarzfiguriger Keramik des 6. Jahrhunderts v. Chr.
Abstract:
Im Rahmen des Promotionsvorhabens werden die pontische, die caeretanische und die chalkidische Produktion untersucht, die in der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. auftauchten und am Ende des gleichen Jahrhunderts plötzlich verschwanden. Diese drei Produktionen haben ein sehr ähnliches Dekorationssystem, das von der ostgriechischen und korinthischen Vasenmalerei inspiriert zu sein scheint und werden tendenziell in Mittel- oder Unteritalien – trotz der noch offenen genauen Lokalisierung der chalkidischen Werkstätten – verortet.
Der Gefäßkörper ist in verschiedene Dekorationsfriese unterteilt und innerhalb diesen wird konventionell im Hauptbild eine Szene mit menschlichen Figuren dargestellt und die untergeordneten Friese werden mit Tieren, Mischwesen oder Ornamenten gefüllt. Doch genau diese dekorativen Regeln werden im Falle der italischen Produktionen nicht von den Vasenmaler*innen respektiert. Figuren befinden sich in untergeordneten Friesen und antithetische Tiere oder Prozessionen von Mischwesen werden als Hauptbilder verwendet. Neben der abstrakten Überschreitung der Grenzen der Dekorationsregeln sind auch formale Grenzüberschreitungen zu erkennen: oft sehen wir Elemente des Bildes, die über das für sie vorgesehene Dekorationsfeld hinaus gemalt werden. Die Wahrnehmung der Grenzen von den italischen Bildrezipient*innen bleibt bisher unklar: in einigen Fällen wird ein Element zur Hälfte dargestellt, da es von den Grenzen unterbrochen wird, in anderen Fällen wird die Bemalung unabhängig von Bildgrenzen angefertigt. Solche Unregelmäßigkeiten oder Grenzüberschreitungen in einem ansonsten klar hierarchisierten Dekorationssystem sind auf Vasen aller drei Produktionen zu erkennen und suggerieren eine Pseudo-Ordnung. Neben den Elementen der Pseudo-Ordnung sind jedoch auch Phänomene einer ordentlichen Arbeit auf Gefäßen der italischen Werkstätten zu erkennen, wie zum Beispiel die Verwendung von Figurentypen und die Wiederholung von Ornamenten und Tieren in dem gleichen Fries. Auch diese Phänomene werden im Rahmen des Dissertationsvorhabens mitberücksichtigt, um eine so weit wie möglich vollständige Dekorationssyntax zu rekonstruieren.
Mit dem Abschluss der Arbeit soll ein Modell zu dem Verständnis der produktionsübergreifenden Gestaltungsprinzipien entstehen, das einen besonderen Fokus auf die Wahrnehmung der Bildgrenzen und die Phänomene der Pseudo-Ordnung legt. Ferner soll die italische Kundschaft bzw. der/die italische Bildrezipient*in im Zentrum dieser Untersuchung stehen, damit dieser einzigartige Umgang mit einem Bildelement seitens der Vasenmaler*in beleuchtet werden kann.
Das Promotionsvorhaben wird durch Prof. Dr. Lorenz Winkler-Horaček und Prof. Dr. Johanna Fabricius betreut.
Lebenslauf:
Ausbildung:
Seit 04.2024
Promotionsstudium der Klassischen Archäologie an der Freien Universität Berlin
10.2021 – 09.2023
Master of Arts in Klassischer Archäologie als Hauptfach und Vorderasiatischer Archäologie als Nebenfach an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
07.2023 – 08.2023
Forschungsaufenthalt am King’s College, University of Cambridge
10.2018 – 07.2021
Bachelor of Arts in Klassischer Archäologie als Hauptfach und Klassischer Philologie (Gräzistik) als Nebenfach an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Arbeitserfahrung:
Seit 07.2024
Beschäftigte an der Dahlem Research School, Freie Universität Berlin
03.2023 – 05.2024
Studentische/wissenschaftliche Hilfskraft für administrative Unterstützung, Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
10.2022 – 07.2023
Tutorin der Klassischen Archäologie, Institut für Klassische Archäologie und Byzantinische Archäologie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
05.2022 – 10.2022
Studentische Hilfskraft für das DFG-Projekt „Beyond Purple and Ivory – An investigation of the Phoenician economy”, Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
10.2021 – 09.2022
Studentische Hilfskraft für das internationale Programm 4EU+, Institut für Klassische Archäologie und Byzantinische Archäologie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
10.2020 – 03.2021
Praktikum im Rahmen der Neukonzeption der Antikensammlung, Heidelberg Centre for Cultural Heritage, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
09.2019
Grabungspraktikum am Department of Antiquities, Zypern
L. Kyriakidou, Ornamental law or anarchy? The case of Italic black-figure pottery in: A. Dubkjær – J. Darwin – T. Vasileiou (Hrsg.), Book of Abstracts. Graduate Forum for Mediterranean Archaeology, Archaeological Research Unit, University of Cyprus, 4th – 5th of October 2024 (Nicosia 2024) 19.