Verwandtschaftsbeziehungen und Deszendenzstrukturen in griechischen Nekropolen: Archäologische und paläogenetische Befunde im Vergleich
EXC 264 TOPOI Projekt Plus-18 “Genealogy an Genetics”
Projektleitung Prof. Dr. Johanna Fabricius, Dr. Jenny Schlehofer
In Kooperation mit Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie, Max Planck – Harvard Research Center for the Archaeoscience of the Ancient Mediterranean (Prof. Dr. Philipp W. Stockhammer, Prof. Dr. Johannes Krause)
Eine Untersuchung der Verwandtschaftsbeziehungen in griechischen Nekropolen archaischer bis hellenistischer Zeit verspricht nicht nur Aufschluss über Strategien der Weitergabe von Status und Ressourcen innerhalb mehrgenerationaler Familien, sondern ganz allgemein Erkenntnisse über das Verhältnis von „konzeptueller“ und „usueller Verwandtschaft“ in Polis-Gesellschaften. Durch ein close reading einer Vielzahl von Befunden und Quellen – Bestattungen, Beigaben, Grabmonumente mit ihren Bildern und Inschriften sowie antike Texte zu Familien- und Erbrecht – sollen Praktiken im Umgang mit Verwandtschaftsbeziehungen und ihre lokalen und diachronen Unterschiede ermittelt werden.
Dazu werden an menschlichen Überresten aus ausgewählten griechischen Nekropolen naturwissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt (aDNA, stabile Isotopen, Zahnstein-Analysen), um die räumliche Organisation von Familiengrabbezirken hinsichtlich Verwandtschaftsverhältnissen, Alter, Geschlecht und sozialem Status zuverlässiger zu erschließen. Auch Aussagen zur Häufigkeit von alternativen Modellen der Deszendenzkonstruktion sowie zur Mobilität und Ernährungsgewohnheiten von Frauen, Sklaven und ansässigen Fremden (Metöken) sind zu erwarten.