Bilder besetzen – zu Strategien symbolischer Konkurrenz in der Bildersprache der Späten Republik und frühen Kaiserzeit
Projektleitung Prof. Dr. Johanna Fabricius
Angesichts der bemerkenswerten Proliferation von Bildern in der späten römischen Republik soll das Zusammenspiel und die Funktionsweise dieser bildlichen Diskurse in den Medien Skulptur, Baudekor, Münzprägung und Glyptik genauer analysiert werden. Mit Hilfe neuerer diskurs- und differenztheoretischer Modelle, die in den Kultur-, Politik- und Literaturwissenschaften diskutiert werden, soll der Einsatz von mythologischen und lebensweltlichen Bildern oder Bildchiffren hinsichtlich ihrer universalisierenden und partikularisierenden Strategien und Grenzziehungsmechanismen detailliert beschrieben werden. Insbesondere aktuelle Ansätze einer Historischen Semantik politischen Sprachgebrauchs ermöglichen es, Konkurrenzmechanismen und rivalisierende Strategien beim Einsatz politischer Symbolik in Wort und Bild in einem systematischen Zusammenhang zu analysieren.
Erste Fallstudien zur Motivik von Münzbildern, die im Umkreis der Caesarianer und Pompejaner sowie den Caesarmördern und Marcus Antonius herausgegeben wurden, machen die performative Dimension der Feldherren- und Münzmeisteremissionen deutlich. Neue Ergebnisse der numismatischen Forschung zu den Ausgabedaten wichtiger Münztypen und eine durch die dichte literarische Überlieferung etablierte Feinchronologie der Ereignisse während des Bürgerkriegs, der Diktatur Caesars und des Zweiten Triumvirats lassen erkennen, wie Münzbilder teils spielerisch, teils aggressiv aufeinander Bezug nehmen können und innerhalb kürzester Zeiträume – mitunter binnen weniger Monate – aufeinander antworten. Im Konkurrenzverhältnis der führenden politischen Akteure kam es offenbar nicht nur ganz allgemein auf das Okkupieren und Inkorporieren gegnerischer Bildentwürfe, sondern auch auf eine schnelle und angemessene Reaktion auf visuelle Provokationen an. Ein Vergleich mit ähnlichen Mechanismen und Strategien in der politischen Bildersprache der griechischen Klassik, des frühen Hellenismus und der römischen Kaiserzeit beleuchtet die spezifische Eigenart dieses Umgangs mit Bildern während der Späten Republik.
Aufsatzpublikation in Arbeit