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Die römische Präsenz auf der Krim (Ukraine) - Alma Kermen/Zavetnoje

Projektleitung:
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Prof. Dr. Friederike Fless

Dr. Valentina Mordvintseva

Dr. Yury Zaytsev

Förderung:

Fritz Thyssen Stiftung

Projektlaufzeit:
01.07.2005 — 31.10.2007

Im Mittelpunkt des Projekts steht die auf der südwestlichen Krim bei dem Dorf Zavetnoje gelegene Nekropole und Siedlung von Alma Kermen. Der Ort liegt an einem wichtigen Flußlauf und einem zentralen Verbindungsweg zwischen der griechischen Polis Chersonesos Taurike (Sewastopol) und der Hauptstadt des spätskythischen Königreiches Neapolis Scythicae (Simferopol). Die Lage des Ortes und die Existenz einer in der Nähe, auf einer Höhe liegenden Befestigung, könnte auf eine Kontrollfunktion des Ortes hinweisen.

 


Der Fundplatz hat in einzelnen, weitgehend unpublizierten Grabungen ungewöhnliches Fundmaterial zutage gebracht, das den Anstoß zu der hier verfolgten wissenschaftlichen Fragestellung gegeben hat. Gefunden wurden neben Resten römsicher Wandmalerei, Glasöfen und anderen Hinweisen zur Glasproduktion u. a. Ziegel mit dem Stempel der XI. Legion. Diese römsiche Militäreinheit ist auch für das südwestlich gelegene Chersonesos Taurike mit der Einrichtung eines Lagers auf dem Territorium dieser griechischen Polis seit der zweiten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. nachgewiesen. Die Funde in Alma Kermen geben demnach zu der Frage Anlaß, ob und inwieweit die konkret die Präsenz römischen Militärs bezeugen oder lediglich römischen Einfluß auf indigene Bevölkerungsgruppen in der römischen Kaiserzeit widerspiegeln. Handelt es sich also, wie in der älteren Forschung postuliert, um einen römischen Militärstützpunkt oder um eine indigene Siedlung, deren organisatorische Einbindung in das römisch besetzte Gebiet bislang jedoch noch nicht beschrieben ist.


Ein wesentlicher Schlüssel für die Beantwortung dieser Frage und für das Verständnis der Funktion der Siedlung und ihrer Bevölkerungsstruktur liegt in Alma Kermen in der Untersuchung der Nekropole. Das dort beobachtete Bestattungsritual und die Grabinventare erlauben am ehesten Rückschlüsse auf die kulturelle oder eventuell sogar ethnische Zuordnung der Bestatteten und damit auch auf die Bewohner der Siedlung. Die wenigen publizierten Gräber, die teilweise Parallelen im indigenen Bereich besitzen, gestatten bislang jedoch keine konkreten Aussagen über die gesamte Nekropole und die Bevölkerungsstruktur der Siedlung sowie ihre Veränderung. Diese Situation begründet auch das Vorgehen des beantragten Projekts, die Altgrabungen aufzuarbeiten, die noch nicht durch Raubgrabungen zerstörten Abschnitte der Nekropole und der Siedlung zu untersuchen und die topographische Einbindung von Nekropole und Siedlung zu klären.

Die Forschungen finden in Kooperation mit der ukrainischen Akademie der Wissenschaften in Simferopol auf der Krim, des Historischen Museums in Moskau, der Eurasienabteilung des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin und des Instituts für Klassische Archäologie der Freien Universität Berlin statt. Erstmal konnte hier 2006 für die Studierenden des Instituts für Klassische Archäologie eine Lehrgrabung realisiert werden.