Prof. Daniel Boyarin
Seminar für Katholische Theologie
Gastprofessor
Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften
Fabeckstraße 23/25
Raum 0.1106
14195 Berlin
Der Judaist Daniel Boyarin von der University of California Berkeley erhielt für seine wissenschaftlichen Leistungen einen Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung. Damit verbunden ist ein Forschungsaufenthalt am Seminar für Katholische Theologie in der ersten Jahreshälfte 2017; Gastgeber ist Rainer Kampling, Professor für biblische Theologie/Neues Testament.
Prof. Dr. Daniel Boyarin gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Talmudforschung unserer Zeit. Er hat nicht nur die Art des Lesens der Talmudim revolutioniert, sondern auch die Wahrnehmung der Beziehungen zwischen dem Judentum und dem Christentum in der Spätantike neu definiert.
Während seines Aufenthalts am Seminar für Katholische Theologie widmet er sich der Fertigstellung eines Buchmanuskripts mit dem Titel „The History of «Judaism». A Philological Investigation“. Nach Boyarins Auffassung wurde der Begriff „Judentum“ vor dem späten 19. Jahrhundert als Begriff von jüdischen Autoren nicht benutzt, da die Judenheit sich selbst nicht als ‚Religion’ bzw. Religionsbesitzerin betrachtete. Dass weder Ioudaismos noch yahadut „Judentum“ bedeuten, kann anhand semantischer Analysen gezeigt werden. Seit Ignatius bezeichnen bei christlichen Autoren die Begriffe Ioudaismos/Iudaismus in Griechisch und Latein eine Ekklesia, die nicht die christliche Ekklesia ist – später tituliert als Synagoga. Erst im 18. Jahrhundert beginnen deutsch-schreibende Juden den Begriff „Judentum“ zu gebrauchen, und erst im späten 19. Jahrhundert wird yahadut als Lehnwort von „Judentum“durch Juden als Bezeichnung ihrer ‚Religion’ eingeführt – ein integraler Bestandteil der Konfessionalisierung der Judenheit in dieser Zeit.
Der akademische Festakt anlässlich der Verleihung des Alexander-von-Humboldt-Forschungspreises an Prof. Dr. Daniel Boyarin wird am 12. Juni 2017 stattfinden. Näheres dazu in Kürze auf diesen Seiten.