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Erhard Ratdolt

Erhard Ratdolt

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Erhard Ratdolt

Buchdrucker; röm.-kath., verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 1447 Augsburg

† Jahreswende 1527/28 Augsburg

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

Vater Anton war Zimmermann, starb 1458/59; mit seinem Bruder Hans erbte er gemeinsam das väterl. Haus und zahlte dafür bis 1474 auch gemeinsam mit ihm die Steuern, dann Streit und Gerichtsprozess der Brüder; Erhard führte wahrsch. sein Handwerk weiter; 1462 zog er das erste Mal nach Italien; 1468 übernahmen die beiden Brüder gemeinsam den elterlichen Betrieb von der Mutter und betätigten sich auch als Gipsgießer; 1474-86 arbeitete er in Venedig, 1486-1522 in Augsburg, wohin ihn der Augsburger Bischof eingeladen hatte und das daraufhin bald das Zentrum des Farbdrucks in Deutschland wurde; 1476 eröffnete er in Venedig zusammen mit Bernhard dem Maler und Peter Löslein eine Druckerei; 1478 schieden seine Geschäftspartner aus dem Betrieb aus; 1476 Heirat mit der Augsburgerin Anna Eisenhoferin in Venedig, 1479 Geburt der Tochter Anna, 1483 Tod der Frau; 1485 in Augsburg zweite Heirat mit Veronika Eppenhofer, 1486 Geburt des Sohnes Jörg; mit einem vorzüglichen Typenapparat ausgestattet; war in seiner Augsburger Zeit einer der bedeutendsten Hersteller liturgischer Drucke des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts, Meister des Holzschnitts wie H. Burgkmair und J. Breu d. Ä. arbeiteten für ihn; war Spezialist für Farbdrucke; stellte die erste Ausgabe math. und astronomischer Werke und einige schöne Gebetbücher mit farbenprächtigen Holzschnitten her; lieferte wiss. Erstausgaben, u.a. der „Chronica Hungarorum“ von Johannes Thurocz (1488), 1505 auch einen frühen Nachdruck des Bergbüchleins von U. Rülein von Calw; war der erste, der ein Titelblatt entwarf, ein Schriftbildverzeichnis herausgab und Bücher für Geometrie mit Diagrammen und Bildern in drei Farben druckte; in Augsburg unterhielt er enge Beziehungen zum Karmelitenkloster St. Anna; 1494 trat er zusammen mit seiner Frau in die neu gegründete Bruderschaft der hl. Anna (zur Förderung der Bau-/Wiederaufbau- bzw. Umbauarbeiten am Kloster) ein; 1506 Kauf eines Hauses, 1509 zweier weiterer Häuser; 1513 wird der Sohn Jörg, der sowohl seinen Vater als auch seine Mutter schon einige Jahre lang vor Gericht vertreten hatte, gleichberechtigter Teilhaber der Firma; von 1522 datiert der letzte Druck der Werkstatt

1.4. Literatur zur Person

NDB 21 (2003) 168f. (Hans-Jörg Künast); ADB 27 (1888) 341-343 (J. Braun); Augsburger Stadtlexikon. Gesch., Ges., Kultur, Recht, Wirtschaft. Hg. v. Wolfram Baer u.a. Augsburg 1985, 296 (Josef Bellot) (Lit.); Ilan Rachum, Enzyklopädie der Renaissance. Frankfurt, M./Zürich o.J., 438 (zuerst engl.: The Renaissance: An Illustrated Encyclopedia. Jerusalem); Lexikon der Renaissance. Hg. v. Günter Gurst/Siegfried Hoyer/Ernst Ullmann/Christa Zimmermann. Leipzig 1989, 590 (Helmut Claus); Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben 9 (1966) 97-153 (Paul Geißler) (Lit., Verzeichnis seiner Drucke); Gilbert R. Redgrave, Erhard Ratdolt and his work at Venice. A paper read before the Bibliographical Society, Nov. 20, 1893. (= Illustrated Monographs 1). Reprint London 1899; Karl Schottenloher (Hg.), Die liturgischen Druckwerke Erhard Ratdolts aus Augsburg 1485-1522. Mit einer Einleitung und Erläuterungen. (= Sonderveröffentlichungen der Gutenberg-Gesellschaft 1). Mainz 1922; Diehl ed. (s.u. 2.1.) 7-24

2.1. Quelle: benutzte Edition

Robert Diehl, Erhard Ratdolt, ein Meisterdrucker des XV. und XVI. Jahrhunderts. Mit 56 Abbildungen und einer Beilage (Die autobiographischen Aufzeichnungen Erhard Ratdolts 1462-1523. Nachwort v. Herbert Reichner). Wien 1933

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

-

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Reichner in: Diehl ed. (s.o. 2.1.) 10f.

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

Ignaz Schwarz (Hg.), Die Memorabilien des Augsburger Buchdruckers Erhard Ratdolt (1462-1523). In: Martin Breslauer/Kurt Koehler (Hgg.), Werden und Wirken, Ein Festgruß Karl W. Hiersemann zugesandt am 3. September 1924. Leipzig 1924, 399-406

3.1. Abfassungszeit

ca. 1523

3.2. AdressatInnen

selbst, vermutlich Familie

3.3. Funktion der Quelle

Festhalten wichtiger pers. und familiärer Daten

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

hsl. auf drei Vorsatzblättern, das zugehörige vierte Vorsatzblatt mit einer darauf befestigten kreisrunden, beweglichen Sterntafel deutet darauf, dass die wohl im 19. Jahrhundert aus dem ursprünglichen Band herausgeschnittenen Blätter zu einem Exemplar v. Regiomontanus‘ Calendarium gehörten, das ER immer wieder druckte und das auch seine venezianische Erstlingsarbeit darstellte; Ort: Wien, Nationalbibliothek, in Codex 15473

4.1. Berichtszeitraum

1462-1523

4.2. Sprache

dt.

4.3. Form der Quelle

Ich-Form; einzelne Notizen ohne chronol. Anordnung

4.4. Inhalt

familiäre Angelegenheiten: eigene Heiraten und Kinder, Lebensdaten seiner Kinder (Tochter Anna: Kloster; Sohn Jörg: Heirat und eine Reihe Geburten von Kindern), Steuerzahlungen, erste Italienreise; keine Mitteilungen zu seiner Druckertätigkeit

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