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Joachim Magdeburg

Joachim Magdeburg

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Joachim Magdeburg

Lehrer; Pfr.; theologischer Schriftsteller, rel. Lieddichter; luth.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 1525 Gardelegen/Altmark

† nach 1587 in ?

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

1544 in Wittenberg immatrikuliert; im Amt seit 1544; 1546 Bacc.; bis 1547 Rektor in Schöningen b. Helmstedt, 1547 dann durch Hz. Heinrich v. Braunschweig entlassen, als dieser sein Land wieder in Besitz nahm, weil er sich der röm.-kath. Lehre verweigerte; 1547 Ordination in Celle und zwei Jahre Pfarrstelle in Dannenberg, danach ab 1549 zwei Jahre Pfr. in Salzwedel, wo der Kurf. v. Brandenburg ihn 1552 wg. seiner Ablehnung v. Interimsbestimmungen entließ und des Landes verwies (nach RGG4 5, 660 auf eigenen Wunsch Amt niedergelegt!); dann sechs Jahre Diakon in Hamburg an der Petrikirche, dort nach der Publikation seines polemischen Buches „Vom alten und neuen Christo“, gedr. 1558 (gg. Martin Micronius und Johann a Lasco), auf Betreiben des Superintendenten 1558 entlassen; dritte und wichtigste Begründung seiner Entlassung in Hamburg: er habe seine Schriften ohne Wissen und Zustimmung des Superintendenten v. Eitzen herausgegeben (d.h., weil er mit der Publikation die kirchliche Ämterhierarchie verletzt hatte); v. da ging er zunächst nach Magdeburg, wo er an den Magdeburger Centurien mitarbeiten sollte, zog jedoch einen Ruf aus Thüringen als Pfr. in Oßmannstedt und Ulrichshalben vor; Hz. Johann Friedrich entließ ihn dort 1562 und verwies ihn des Landes, weil er die synergist. Theologie Victorin Strigels als Flacianer nicht mittragen wollte; nach der Entlassung in Oßmannstedt − das er noch 1562 mit Frau und Kindern verlassen musste − scheint er sich zunächst nach Magdeburg zu Wigand gewandt zu haben; wechselte in den folgenden Jahren seine Dienste zw. Thüringen und Österreich; 1563 in Eisleben, wo er unter dem Schutz eines Gf. v. Mansfeld lebte, dieser u.a. Gönner empfahlen ihn dann dem österr. Feldhauptmann Frhr. Hans Ruber, der Oberster der Zips und Rittmeister zu Raab war; 1564 berief dieser ihn nach Österreich (Ungarn); 1566 unterschrieb sich JM als „Prediger der dt. Reuter zu Raab“, wahrscheinlich war er gleich 1564 als Prediger in Raab angestellt; ca. 1566 stand er an der Spitze der flacianischen Radikalen in Österreich, die eine auch pol. Radikalisierung der Stände gegenüber dem habsb. Landesherrn und dem Ks. Maximilian II. betrieben; 1. 10. 1566 brannte ihm in Raab seine Wohnung einschließlich Hausrat und Bibliothek ab (Schaden v. mehr als 1500 Talern); Ruber bereitete ihm zunächst auf seinem Schloss Grafenwörth in Niederösterreich ein Unterkommen; Dez. 1566 in Wien, März 1567 wieder in Grafenwörth; 1571 unterschrieb er in Erfurt eine Art Testament an seine Söhne Matthias und Joachim, das vor seinen 1572 ebd. (mit Noten) erschienenen „Christl. und tröstl. Tischgesängen“ abgedr. ist; 1580 wieder auf Schloss Grafenwörth; 1581 floh er, da er als Flacianer weitere Unannehmlichkeiten hatte, zu Rüdiger v. Starhemberg nach Efferding in Oberösterreich, der den Flacianern ein Unterkommen bot, bis er dann auch hier 1583 nicht mehr bleiben konnte; Schriften bis 1583, verteidigte darin weiter Flacius‘ Erbsündenlehre, Vorreden z.T. mit autobiogr. Aussagen; seit 1585 war er in Köln, Essen und Iserlohn tätig; seit 1553 publizierte er theologische Bücher und Schriften; dichtete Kirchenlieder und war auch ein gewandter Musiker; mit Flacius befreundet; verh., seine Frau starb 1566, mehrere Kinder

1.4. Literatur zur Person

Jöcher 3 (1751) 31f.; Jöcher-Adelung 4. Erg.-Bd. (1813) 359f. (16 Schriften JMs); ADB 20 (1884) 53-56 (Bertheau); RGG3 4 (1960) 595 (S. Fornaçon); RGG4 5 (2002) 660 (Ernst Koch); BBKL 5 (1993) 552-554 (Irmgard Wilhelm-Schaffer); de Boor/Newald IV,2 (1973) 296. 492 (Lit.); Karl Theodor Ritter v. Otto, Geschichte der Reformation im Erzherzogtum Oesterreich unter Kaiser Maximilian II. (1564-1576). In: Jb der Ges f die Gesch des Protestantismus in Österreich 10 (Wien 1889) 1-60; Heinz Scheible, Die Entstehung der Magdeburger Zenturien. Ein Beitrag zur Gesch. der historiographischen Methode. (= Schriften des Vereins f Reformationsgesch 183, Jg. 72). Gütersloh 1966; Gustav Reingrabner, Zur Geschichte der flacianischen Bewegung im Lande unter der Enns. In: Jb f Landeskunde v Niederösterreich NF 54/55 (1990) 265-301; Heinz Scheible (Hg.), Melanchthon in seinen Schülern. (= Wolfenbütteler Forschungen 73). Wiesbaden 1997, 183-253 (Mitarbeit an den Magdeburger Zenturien); Tersch (1998) 276

2.1. Quelle: benutzte Edition

Joachim Magdeburg, Confessio Oder Bekantnis / deß Glaubens vnd Lehre / Joachimi Magdeburgij / bestalten Predigers der Deutschen Reuter zu Raab in Ungern. Regensburg: Heinrich Geißler 1567, Widmungsvorrede Aiir-Giiv: Div-Giiv

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

-

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Schottenloher (1953) 107f. (= Nr. 232). 212 („Eine der eingehendsten Selbstbiographien in Widmungen“)

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

-

3.1. Abfassungszeit

Widmungsvorrede Sonntag Laetare 1567; Bekenntnis schon vorher (s.u. 3.2., 3.4.)

3.2. AdressatInnen

Widersacher und Missgönner, alle Welt; Widmungsempfänger: Rüdiger v. Starhemberg, Veit Albert v. Puchaim, Leopold Grabner, Wolf Christoph v. Enzesdorf (Kommissare der Landschaft Österreich unter der Enns)

3.3. Funktion der Quelle

auf die ganze „Confessio...“ bezogen: „ERstlich / das ich damit wider bemeldte vnsre Mißgo(e)nner / die warheit meiner Lehr / vnd vnschuld meines Wandels etlicher massen bezeuget.“ (Div); insbesondere sucht er zu beweisen, „das meiner Lehr vnnd der verwaltung meines Ampts halben / kein Stand deß Heiligen Ro(e)mischen Reichs / einige Vrsach / fug oder Recht zu mir gehabt / mich zuuertreiben/ | oder mich meins Ampts zuentsetzen / So hab ich dise meine bekentnuß / als eine kurtze summa meiner Lehre vnd Kirchendiensten / inn Druck verfertigen wo(e)llen / Inn gewisser hoffnung / es werde mennigklich mein vnschuld draus vernemen.“ (Diirf.), dennoch: „Vnd werde nun auch durch solche meiner Mißgo(e)nner lesterung genottrungen / hie zuvermelden die vrsachen / vmb welcher willen Ich von etlichen Reichssta(e)nden vertriben / oder meines Ampts entsetzt bin.“ (Diiir); Publikation seines Bekenntnisses gg. den Vorwurf, ein Winkelprediger zu sein (Fivr); auch zur Erwiderung auf den Vorwurf, eine neue Lehre zu verbreiten: „das ich damit fu(e)r ihnen vnd aller Welt bezeuget vnd darthet / Ob wol mein lehr in disen Landen jung vnd new ist / das sie dennoch die rechte / alte Lehr sey / welche Gott Vatter selbst im Paradeis verku(e)ndigt / Christus der Sohn Gotes mit seinem Tod besta(e)tigt / Vnd GOtt der heilig Geist mit grossen Wunderthaten / durch die Apostel ausgebraitet / vnd in disen letzten zeiten durch sein liebes Werckzeug Martinum Lutherum / dem Deudschen Land geoffenbaret hat.“ (Fivv); schließlich wollte er sein Bekenntnis lieber selbst in vollst. und unveränd. Form publizieren, als den zuvor an „etliche meiner mitBru(e)der“ hsl. verschickten Text der veränderten und gekürzten Publikation durch diese zu überlassen; mit der Widmung will er die Adressaten als Bevollmächtigte seines eigentlichen Dienstherrn, der Landschaft Österreich, in die Pflicht nehmen: „So hab ich diß mein kurtz bekandtnus ewren G. vnd ehrnuest dedicirn vnnd zuschreiben wollen / das dieselben daraus die einhelligkeit meiner mu(e)ndlichen vnd Schrifftlichen lehre vnd bekandnus / sehen / vnnd demnach bey den Sta(e)nden einer ehrsamen Landschafft / hieraus mein vnd meiner lehr vnschuld retten vnd bezeugen mo(e)chten“ (Giir)

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

gedr. nach dem Willen des Autors; zusätzlich gab es vorher eine o. mehrere hsl. zirkulierende Abschriften des Bekenntnisses in Kreisen seiner „mitBru(e)der“ und eine Absicht dieser letzteren, diese zu Magdeburgs Gunsten teilw. und mit Komm. zu publizieren

4.1. Berichtszeitraum

1543/44-1567

4.2. Sprache

dt.

4.3. Form der Quelle

Ich-Form, Prosa; Teil der Widmungsvorrede zu seinem theologischen Bekenntnis; Aufbau und Konzeption dieser Form sind folgendermaßen zu verstehen: in der Widmungsvorrede sucht er zunächst das Vorhandensein theologischer Gegner mit hist.-theologischen Ausführungen zu falschen Propheten und Lehrern zu erklären, sodann trägt er scharfe Regeln f. den Umgang mit solchen Gegnern vor, und schließlich stellt er sich selbst als den untadeligen Part dieser Feindschaftsbeziehung dar; dieser letztere Teil des Arguments, die Selbstdarstellung, besteht wiederum aus zwei Elementen: (1) einem lebensgesch., in dem er seine Berufs- und Amtsgesch. erläutert, innerhalb der Widmungsvorrede; (2) einem dogmatischen, in dem er seine theologische Lehre in ihren Inhalten darstellt, dies ist der eigenständige Hauptteil der publizierten Schrift; die autobiogr. Selbstdarstellung wird also differenziert in einen hist. und einen dogmatischen Anteil, die beide in ein theologisch-hist. Welt- und Gesellschaftskonzept eingeordnet werden und als zentrales, konstitutives Element die Beziehung zw. versch. theologischen Lehrern etabliert und diese konkret als Feindschafts-/Freundschaftsbeziehungen in Form v. Netzwerken entfaltet

4.4. Inhalt

Berufs- und Amtsgesch., insbesondere die näheren Umstände der Beendigung der versch. Dienstverhältnisse

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