Stephan Isaac
Stephan Isaac
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Stephan Isaac [Isaak]
Arzt; Prof. f. Hebr. und Chaldäisch; Priester, Lic. theol., Kontroversprediger; jüd., dann luth., dann röm.-kath., dann Übertritt zum ref. Bekenntnis; Superintendent; verh.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* 1542 Wetzlar
† 1598 o. 1597 (Beyer-Fröhlich 5 [1932] 77) Bensheim/Bergstraße
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
Vater jüdischer Gelehrter („hochgelehrter Hebraist“; Rabbiner?), 1546 mit dem Sohn in Marburg v. Johannes Draconites getauft (luth. Konfession), 1547 folgt der Vater dem Ruf an den Hebr.-Lehrstuhl, und die Familie geht zusammen nach Löwen, Prof. f. Hebr. in Löwen und Köln, hier 1548 zwangsweise Übertritt zum Katholizismus, Mutter und Bruder waren bis dahin jüdisch; 1551 wieder beruflich bedingter Umzug, nun nach Köln, bis 1557 Schule dort, dann in Zwolle, 1559 Univ. Köln, 1561 M.A.; Med.-Studium in (Köln und) Löwen; 1564 Prof. f. Hebr. und Chaldäisch an der Univ. Douai; daneben praktizierte er als Arzt; 1565 v. Rat als Prof. f. Hebr. nach Köln berufen, Priesterpräbende im Kollegiatstift St. Ursula und Priesterweihe; Studium der Hl. Schrift; Lic. theol. und beliebter Prediger; 1572 Pfr. an St. Mariae (Ablass); gefeiert als Kontroversprediger gg. die Protestanten und als Judenbekehrer; f. die v. ihm verlangten Disputationen mit Protestanten erwirkte er sich die Erlaubnis zur Lektüre prot. Schriften; dadurch zunächst zur Kirchenkritik veranlasst, wurde er durch die auf seine Predigt v. 13. 10. 1583 (gg. Auswüchse der Bilderverehrung: wider „die Bilder und Abgötterey“) folgenden Verleumdungen und Verfolgungen sowie das anschließende Predigtverbot endgültig auf die prot. Seite gedrängt; er gab schließlich seine Pfründe freiwillig zurück, verließ Köln und ging in die Kurpfalz, wo er förmlich zum reformierten Bekenntnis übertrat; 1584-91 ref. Pfr. v. St. Petri in Heidelberg, 1586 Heirat in Heidelberg mit Anna Wagner, zwei Söhne bekannt, 1591 Superintendent in Bensheim; verfasste 1592 die „Epistola de fraudibus Jesuitarum“
1.4. Literatur zur Person
Jöcher 2 (1750) 1992; ADB 14 (1881) 609f. (Max Lossen) (Lit.); NDB 10 (1974) 185 (Gerhard Müller); RGG3 3 (1959) 903 (H. Steitz); RGG4 4 (2001) 242 (Veronika Albrecht-Birkner); BBKL 2 (1990) 1344f. (Michael Tilly); Große Jüdische National-Biographie. Ein Nachschlagewerk für das jüdische Volk und dessen Freunde, v. S. Winniger. Unter Mitwirkung v. zahlreichen Fachmännern aus allen Weltteilen. 7 Bde. Cernănţi 1925-1936. Bd. 3. (1928), 195; Joseph Hartzheim, Bibliotheca Coloniensis. Coloniae 1747, 218-222 (Surius). 250 (Aitzinger). 252 (Isselt). 276f. (Brilmacher). 298f. (StI) (zu den Geschichtsschreibern des kölnischen Krieges, auf deren vorausgegangene Schriften StI mit seiner Historia reagierte); Albert Gereon Stein, Die Pfarre zur heiligen Ursula in Köln, vormals Pfarre von Maria Ablaß. Nebst zwei Beilagen: I. Die Kirche der heiligen Ursula; II. Das Kloster und adelige Damenstift an der Kirche der heiligen elftausend Jungfrauen. Köln 1880, 37f. 83. 92-96. 168f. 186; Leonard Ennen, Geschichte der Stadt Köln. Meist aus den Quellen des Stadt-Archivs. 5 Bde. Köln/Neuß 1863-1880. Bd. 5 (1880) 421-441; Rotscheidt ed. (s.u. 2.1.) (Lit.); L. v. Winterfeld, Ein Empfehlungsschreiben für Stephan Isaak. In: Monatshefte f rheinische Kirchengesch 6 (1912) 365f.; Chava Fraenkel-Goldschmidt, On the Periphery of Jewish Society. Jewish Converts to Christianity in the Age of the Reformation. In: Menahem Ben-Sasson (ed.), Culture and Society in Medieval Jewry. Studies Dedicated to the Memory of Hayim Hillel Ben-Sasson. Jerusalem 1989, 623-654 (hebr.): 627-635 (zu Stephan und Johannes Isaak)
2.1. Quelle: benutzte Edition
Stephan Isaak. Ein Kölner Pfarrer und Hessischer Superintendent im Reformationsjahrhundert. Sein Leben, von ihm selbst erzählt und aus gleichzeitigen Quellen erg. v. Wilhelm Rotscheidt. (= Quellen und Darstellungen aus der Gesch des Reformationsjahrhunderts, Bd. 14). Leipzig 1910; darin: Wahre und einfältige Historia Stephani Isaaci; enth.: Historia Stephani Isaaci, 1-58; Christliche Bekandtnuß, 59-67; Apologia, 68-95
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
Nachdruck des Druckes v. 1586
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
de Boor/Newald IV,2 (1973) 222; Stein (s.o. 1.4.) 95f.; Lorna Susan Bloom, German Secular Autobiography. Anm. Study of Vernacular Texts from circa 1450 to 1650, Ph. D. thesis Univ. of Toronto 1983, 157-180; Stephan Pastenaci, Erzählform und Persönlichkeitsdarstellung in deutschsprachigen Autobiographien des 16. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur historischen Psychologie. (= Literatur − Imagination − Realität 6). Trier 1993, 49-77: 53f. Anm. 25 (Schutzschrift; Vergleich mit Berlichingen, Greiser, Leonhart); Anette Völker-Rasor, Bilderpaare − Paarbilder. Die Ehe in Autobiographien des 16. Jahrhunderts. (= Rombach Wissenschaft. Reihe Historiae 2). Freiburg 1993; Jancke (2002) 94-97. 122-128. 158f. (Patronage). 181-183 (Sprachkenntnisse)
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
Stephan Isaac, Wahre und einfältige Historia ... o.O. 1586; Auszug: Beyer-Fröhlich 5 (1932) 77-92 (Historia, nach Rotscheidt ed. [s.o. 2.1.] 1-58); Rudolf Kunz, Stephan Isaak, Superintendent in Bensheim (1591-98). Lebensschicksal eines getauften Juden. In: Der Odenwald 14, Heft 2 (1967) 44-52 (Teildruck v. „Wahre und einfältige Historia Stephani Isaaci. Allen frommen Christen und Liebhabern der Wahrheyt zu nutz in Druck verfertigt im Jar 1586“, nach Rotscheidt ed. [s.o. 2.1.] 1-58)
3.1. Abfassungszeit
zw. 1584 und 1586
3.2. AdressatInnen
christl. Leser, d.h. anonymes Publikum (deutschsprachig)
3.3. Funktion der Quelle
Rettung des eigenen Leumunds; Richtigstellung v. Vorwürfen; Nutzen der Christen: Streitschrift
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
1586 gedr.
4.1. Berichtszeitraum
1542-1584
4.2. Sprache
dt./lat.
4.3. Form der Quelle
Historia: Lebensgesch., Ich-Form, Schutzschrift; Apologie: ein lat. Brief (und dt. Übers.) eingefügt
4.4. Inhalt
anhand der Lebensgesch. soll Übertritt zu den Protestanten nachvollziehbar und akzeptabel gemacht werden − Auswahl der Themen unter diesem Aspekt; vielfach werden theologische Reflexionen in einzelnen Lebenssituationen rekapituliert