Fabian von und zu Dohna
Fabian von und zu Dohna
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Fabian von und zu Dohna
adlig; Burggf.; Diplomat, Feldherr; ref.; unverh.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* 26. 05. 1550 Stuhm b. Marienburg/Westpr.
† 04. 06. 1621 Carwinden/Ostpr.
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
Vater Burggf. Peter vD, 1552 gest.; v. der Mutter Katharina v. Zehmen erzogen, 1557 Tod der Mutter, dann bei deren Schwestern aufgewachsen; 1558 Gymnasium in Thorn, ab 1560 Erziehung am Hof des preußischen Hz. Albrecht Friedrich, 1564-68 Studium in Straßburg, 1569 Univ. Wittenberg, dann Italienreise bis 1572, darauf erneute Italienreise, Unterricht bei Wolfgang Zündelin; 1578 im Dienst bei Pfalzgf. Johann Casimir (jüngerer Bruder des Kurf. Ludwig), Teilnahme am niederl. Widerstand gg. Spanien; 1579 Englandreise, Gesandtschaften nach Prag etc. f. den Pfalzgf.; 1580 Marschall; 1581 Taufpate f. eine pfalzgfl. Tochter; Teilnahme am polnischen Feldzug in Livland, 1582 als Feldmarschall im Kölnischen Bistumskrieg zur Unterstützung des zum Calvinismus übergetretenen Kölner Ebf. Gebhard Truchseß v. Waldburg entsandt, aber erfolglos, dto. 1587 gg. Heinrich III. v. Frankreich; 1584 nichtständiges Mitglied des kurpfälzischen Oberrates; 1587 und 1591/92 Teilnahme an frz. Feldzügen; 1588 Rückkehr nach Preußen; 1593 Dienstantritt bei Kurf. Friedrich IV., während der ganzen Regierung des Pfalzgf. Friedrich IV. (1583-1610) als Geheimer Rat einflussreich; 1598 Taufpate bei einem Kind des Fst. Hans Georg v. Anhalt (weil FvD auch Taufpate v. dessen Frau gewesen war), 1599 Taufpate bei einem Sohn Fst. Christians v. Anhalt, 1603 Taufpate bei einem Kind des Kurf.; seit 1601 mit dem preußischen Landesdefensionswerk befasst; 1606 Hauptmann v. Insterburg und Lösung aller kurpfälzischen Dienstverpflichtungen; 1608 Oberburggf. v. Königsberg, als solcher gehörte er dem Kollegium der Oberräte an; setzte sich in Preußen f. die brandenburgische Nachfolge gg. den preußisch Adel und die Polen ein, erfolgreich; zusammen mit seinem Neffen (vermutlich Abraham v. Dohna [1579-1631], Sohn v. Fabians Bruder Achatius I.) gab er der Partei der „Protestierenden“ (= Anhänger des Kurhauses) gg. die „Querulierenden“ (= Gegner) den Hauptrückhalt; 1612 legte er sein Amt nieder, nachdem die Stellung Johann Sigismunds − der zum Calvinismus übergetreten war − gesichert war; Korrespondenz mit Andreas Paull, ref. Hofrat des sächs. Kurf. Christian I., er lernte Paull auf dem Reichstag in Regensburg 1576 kennen, auch pol. Zusammenarbeit der beiden im Dienst ihrer jwl. Landesherren
1.4. Literatur zur Person
ADB 5 (1877) 304-306 (Caro); NDB 4 (1959) 49f. (Walter Nissen); Kürschners Lit. Kal. 30 (1908) 89 Anm. 5; DLL3 3 (1971) 420; Alt preußische Biogr. 1 (1941) 143 (= ND 1974) (Christian Krollmann); Thomas Klein, Der Kampf um die Zweite Reformation in Kursachsen, 1586-1591. (= Mitteldeutsche Forschungen 25). Köln/Graz 1962, 38. 52. 60. 64; Volker Press, Das Haus Dohna in der europäischen Adelsgesellschaft des 16. und 17. Jahrhunderts. In: Andreas Mehl/Wolfgang Christian Schneider (Hgg.), Reformatio et Reformationes. FS Lothar Graf zu Dohna zum 65. Geb. (= TH Darmstadt − Schriftenreihe Wissenschaft und Technik 47). Darmstadt 1989, 371-402; Hans-Jürgen Bömelburg, Reformierte Eliten im Preußenland: Religion, Politik und Loyalitäten in der Familie Dohna (1560-1660). In: Archiv für Reformationsgeschichte 95 (2004) 210-239
2.1. Quelle: benutzte Edition
C[hristian] Krollmann (Hg.), Die Selbstbiographie des Burggrafen Fabian von Dohna (*1550-+1621) nebst Aktenstücken zur Geschichte der Sukzession der Kurfürsten von Brandenburg in Preußen aus dem fürstlich dohnaischen Hausarchive zu Schlobitten. Leipzig 1905
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
keine Beschreibung der Hs.; Seitenwechsel angezeigt, Anmerkungen des Autors und eines Neffen in der Hs. abgedr. und gekennzeichnet; Lücken des Ms. wg. Nässe mit Konjekturen erg., Lücke der Hs. durch nachträgliche Wegnahme mehrerer Blätter (zw. S. 88/89, betrifft Feldzug der dt. Hilfsarmee Navarras 1587) angezeigt, Beifügung sachlich zugehöriger Dokumente im Anhang; Orthographie des Orig. beibehalten, wenige Änderungen angezeigt; inhaltl. Anmerkungen des Hg., ausführliche hist. Einl. (60 S.); Text: 150 Druckseiten
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
-
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
-
3.1. Abfassungszeit
1606 nach der Verleihung des Amtes Insterburg
3.2. AdressatInnen
„meinen freundlichen lieben Vettern [= Neffen] sembtlichen“; Gott zum Dank
3.3. Funktion der Quelle
„zum Gedächtnis“; „das übrige werden sie nunmehr wol selbst merken und annotieren“ (vgl. die zahlreichen Lit.-Hinweise im Text); Dank an Gott
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
hsl.; teils aus dem Gedächtnis, teils anhand v. (Schreib-?)Kalenderaufzeichnungen einem Schreiber diktiert und mit eigenhd. Anmerkungen versehen; Ort der Aufbewahrung (1905): Archiv Schlobitten
4.1. Berichtszeitraum
1550-1606 (bis zum endgültigen Eintreten in preußischen Dienst)
4.2. Sprache
dt. mit lat. und frz. Einsprengseln
4.3. Form der Quelle
Ich-Form, Prosa; als Vorlage vermutlich Schreibkalender und andere eigene und fremde Aufzeichnungen sowie Druckschriften, darunter vermutlich auch die in Schlobitten alle acht Tage ankommenden Zeitungen (vgl. Krollmann ed. [s.o. 2.1.] 138 und Anm. 1)
4.4. Inhalt
Bildungsgesch., Bekannte, Konflikte mit dem älteren Bruder und Geldschwierigkeiten, Versuche zur Erlangung einer Stelle, Amtstätigkeiten (z.B. Gesandtschaften, religionspol. Verhandlungen, Feldzüge), Konkurrenzkonflikte am Hof, Patenschaften f. fstl. Kinder, Betreuung v. Neffen, Wechsel in preußischen Dienst, abgelehnte Ämter; am Schluss Zusammenfassung des Lebens in Form eines Dankes an Gott f. alles (ähnlich auch der Abschluss des Schreibkalenders 1589, Krollmann ed. [s.o. 2.1.] 126)