Nicolaus Cusanus
Nicolaus Cusanus
1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen
Nicolaus Cusanus [Nikolaus von Kues]
Kleriker, Jurist (Dr. iur. can.), Theologe, Kardinal und Bf., Besitzer zahlreicher Pfründen, päpstlicher Gesandter, Kirchenreformer, Philosoph, röm.-kath.
1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort
* 1401 Kues
† 11. 08. 1464 Todi
1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession
Vater war der wohlhabende Schiffer, Sendschöffe und Honoratior Henne Krebs in Kues, die Mutter Katharina Römer; 1416-17 Studium der Philosophie in Heidelberg, 1417-23 Studium des kanonischen Rechts in Padua und Dr.-Promotion, nebenbei u.a. Math.studium; 1425 in Köln Theologiestudium; im Dienst des Trierer Ebf. erste Pfründen; u.a. 1427 Stiftsdekan v. St. Florin in Koblenz, 1435 Propst v. Münstermaifeld; 1428 und 1435 lehnte er Rufe auf den kanonischen Lehrstuhl in Löwen ab; scheint 1435 noch nicht Priester gewesen zu sein, Priesterweihe spätestens Nov. 1440; 1432 Teilnahme am Baseler Konzil, zunächst f. Gf. Ulrich v. Manderscheid und f. gottunmittelbare Autorität des Konzils, dann ab 1436/37 im Dienst des Papstes Eugen IV. f. die Einigung der griech. und röm. Kirche tätig; 1438-48 verhandelte er f. den Papst mit dem Reich f. eine Einigung beider gg. Konziliaristen und Neutralitätsverfechter; nach dem Wiener Konkordat 1448 am 20. 12. 1448 Ernennung zum Kardinal, 26. 4. 1450 Weihe zum Bf. v. Brixen, dann Reformaktivitäten im ganzen Reich als päpstlicher Legat; im Bistum Brixen scheiterten seine Reformversuche, belastet durch den Versuch, auch die landesherrlichen Rechte zu restaurieren, am Widerspruch v. Gf. Sigismund v. Tirol; 1458 verließ er die Diözese, dann f. Pius II. wichtige Aufgaben an der Kurie, auch dort Reformtätigkeit, die eine allgemeine Kirchenreform einleiten sollte; zahlreiche Werke: a) zur Lage und Erneuerung des staatl. und kirchlichen Lebens und dem Frieden zw. den Religionen, u.a. „De concordantia catholica“ (1432-33), b) math. Schriften, c) philos.-theologische Schriften zu Gott, Universum, Mensch und Gottmensch Jesus Christus, d) bibeltheologische und dogmatische Werke sowie 300 Predigten
1.4. Literatur zur Person
LThK2 7 (1962) 988-991 (Rudolf Haubst); RGG3 4 (1960) 1490-1492 (Michael Seidlmayer); PRE 4 (1898) 360-364 (R. Schmid); LexMA 6 (1993) 1181-1184 (Rudolf Haubst); Rheinische Lebensbilder 3 (1968) 35-56 (Erich Meuthen); Heinrich V. Sauerland, Notiz zu Uebingers Artikel. In: Hist Jb der Görres-Ges 14 (1893) 836 (zu: Uebinger [s.u. 2.3.] 549); Heinrich V. Sauerland, Notizen zur Lebensgeschichte des Kardinals Nikolaus von Cues. In: Röm Quartalschrift f christl Alterthumskunde und f Kirchengesch 9 (1895) 189-193; Jakob Marx, Nikolaus v. Cues und seine Stiftungen zu Cues und Deventer. In: FS des Priesterseminars zum Bischofs-Jubiläum f Michael Felix Korum, Bf. v. Trier, zum 25jährigen Bischofsjubiläum. Trier 1906, 129-243; Edmond Vansteenberghe, Le cardinal Nicolas de Cues. (1401-1464). L’action − la pensée. (= Bibliothèque du XVe siècle 24). Paris 1920 (= ND Frankfurt, M. 1963); Erich Meuthen, Die letzten Jahre des Nikolaus von Cues. Biogr. Untersuchungen nach neuen Quellen. (= Wissenschaftliche Abhandlungen der Arbeitsgemeinschaft f Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen 3). Köln/Opladen 1958; ders., Nikolaus v. Kues. 1401-1464. Skizze einer Biographie. Mit 4 Abbildungen. (= Buchreihe der Cusanus-Ges. Sonderbeitrag zum Cusanus-Jubiläum 1964). Münster 1964; Wolfgang Reinhard, Kirche als Mobilitätskanal in der frühneuzeitlichen Geschichte In: Winfried Schulze (Hg.), Ständische Gesichte und soziale Mobilität. (= Schriften des Hist Kollegs. Kolloquien 12). München 1988, 333-351, wieder abgedr. in: Wolfgang Reinhard, Ausgewählte Abhandlungen. (= Hist Forschungen 60). Berlin 1997, 53-73; Brigide Schwarz, Über Patronage und Klientel in der spätmittelalterlichen Kirche am Beispiel des Nikolaus von Kues. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 68 (1988) 284-310; Lisa Jardine, Erasmus, Man of Letters. The Construction of Charisma in Print. Princeton, New Jersey 1993, 228 n 44. 80 + n 94 (Gemälde: NC als Hieronymus, v. Antonella da Messina, abgebildet auf dem Buchumschlag); Erich Meuthen, Cusanus und die Orden. Aus der geistlichen Welt des späten Mittelalters. (= Vorträge der Aeneas-Silvius-Stiftung an der Univ. Basel 32). Basel [u.a.] 1996; Klaus Kremer, Nikolaus v. Kues (1401-1464). Einer der größten Deutschen des 15. Jahrhunderts. Trier 1999; Josef Gelmi, Nikolaus Cusanus, 1401-1464. Ein Universalgenie auf dem Brixener Bischofsstuhl. Lana 2001
2.1. Quelle: benutzte Edition
Kurze Autobiographie des Nikolaus von Kues. In: Erich Meuthen/Hermann Hallauer (Hgg.), Acta Cusana. Quellen zur Lebensgeschichte des Nikolaus von Kues. Bd. 1, Lieferung 2: 1437 Mai 17 - 1450 Dezember 31. Hamburg 1983, Nr. 849, 602f.: 603 (Text) [krit. Ed.]
2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen
Editionsprinzipien angegeben; Hss. und bisherige Drucke genannt; textkrit. Anmerkungen
2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition
Johannes Uebinger, Zur Lebensgeschichte des Nikolaus Cusanus. In: Hist Jb der Görres-Ges 14 (1893) 549-561: 549-553; Marx (s.o. 1.4.) 133. 221; Vansteenberghe (s.o. 1.4.) 4 n 1, 5 n 3; Meuthen (s.o. 1.4.) 21f.; Meuthen/Hallauer eds. (s.o. 2.1.) 602f.; Jancke (2002) 83f. 86f. (Patronage)
2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen
Abdruck: NC, Historia reverendissimi, illustrissimi domini cardinalis Nicolai de Cusa [1449]. In: Johannes Uebinger, Zur Lebensgeschichte des Nikolaus Cusanus. In: Hist Jb der Görres-Ges 14 (1893) 549-561: 549f. (Nennung der drei noch vorh. Abschriften, ihres Ortes und Textzusammenhangs; keine Aussagen zum Orig., zum Verhältnis der Abschrift zum Orig. und zueinander; keine Aussagen zu den Editionsprinzipien und zu der dem Druck zugrundegelegten Abschrift); Marx 221f. (s.o. 1.4.) (ebenfalls keine Aussagen zu Editionsprinzipien, zur zugrundegelegten Vorlage − eine der Abschriften? Uebingers Druck? −, zum Orig.)
3.1. Abfassungszeit
Abfassungszeit: 1449 (Oktober 1449 in Kues: Marx 157 [s.o. 1.4.]; kurz vor Empfang der Kardinalswürde, 1449: Meuthen [s.o. 1.4.] 21)
3.2. AdressatInnen
alle (cuncti)
3.3. Funktion der Quelle
Lob Gottes; Zeugnis dafür, dass in der Kirche als Qualifikation f. hohe Ämter nicht nur Stand, sondern auch Leistung anerkannt ist (virtus); Ehrung seines Patrons Eugen IV.
3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.
hsl. durch jemand anderen niedergelegt (iussit scribi); drei v. vermutlich mehreren Abschriften noch erhalten (17. Jh.), alle erg. um Trithemius‘ Würdigung des NC (in seinem Catalogus clarorum virorum, 1494); eine weitere, spätere Abschrift wurde in Kues 1762 für ein Repertorium über Dokumente zum Hospital v. Kues angefertigt; Orig. nicht aufgefunden; Orte: drei Abschriften in Kues, St. Nikolaushospital; ebd. die Abschrift v. 1762; eine Abschrift ehemals in Münster/Westf., Bibliothek des Altertumsvereins (nach Uebinger [s.o. 2.3.] 551; Meuthen/Hallauer eds. [s.o. 2.1.] 602)
4.1. Berichtszeitraum
Berichtszeitraum: 1401 - 21. 10. 1449
4.2. Sprache
lat.
4.3. Form der Quelle
Er-Form, Prosa, Lebenslauf (1/2 Druckseite); eigene Bezeichnung: historia
4.4. Inhalt
Aufstiegsgesch.: laut Autobiographie wurde v. „vir“ Johann Krebs der „dominus“ NC gezeugt; päpstliche Ämter und bevorstehende Romreise zum Empfang der Kardinalswürde; Dr.-Promotion (ohne Angabe des Faches); Gesandtschaft nach Konstantinopel, Verteidigung Eugens IV. auf den dt. Reichstagen 1439-47, Kardinalserhebung als Lohn (der Rest ist Vorgesch.; ausgeblendet: Tätigkeit beim Baseler Konzil, ebenso Bildungsgesch.)