Springe direkt zu Inhalt

Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg

Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg

adlig; Frau und Mutter eines Landesherrn, Landesherrin; Liederdichterin, Verfasserin von Erziehungshandbüchern und Ratgebern; luth.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 24. 08. 1510 Berlin (?)

† 25. 05. 1558 Schloss Ilmenau

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

Vater Kurf. Joachim I. v. Brandenburg (altgläubig), Mutter Elisabeth, dän. Prinzessin (luth.); 1525 Heirat mit Hz. Erich v. Braunschweig-Calenberg (* 1470), ein Sohn und vier Töchter; 1538 luth. (die Mutter war, gg. den Willen des Vaters, schon 1527 luth. geworden); verwaltete ihre erweiterte Leibzucht selbst (fast das gesamte Fstm. Göttingen mit Sitz in Münden); hielt religionspol. eine Mittelstellung zw. ihrem kath. Mann und dessen kath. Bruder Heinrich v. Braunschweig-Wolfenbüttel einerseits und Landgf. Philipp v. Hessen und dem Schmalkaldischen Bund andererseits; 1540 Tod des Mannes, vormundschaftliche Regierung f. ihren Sohn Erich unter weitgehender Ausschaltung der Mitvormünder Heinrich v. Braunschweig, Philipp v. Hessen und ihres Bruders Joachim II. v. Brandenburg bis 1545; Einführung der Reformation in Braunschweig-Calenberg und Berufung Anton Corvinus‘ f. ev. Kirchenordnung, Reform der Klosterordnungen und der Verwaltung, Herausgabe einer Hofgerichtsordnung; im Rahmen dieser Reform- und Verwaltungstätigkeit Schriften an ihre Untertanen: Christl. Sendbrief 1544; 1545 Übergabe an Erich II. und Überreichung des Regierungshandbuches f. ihn und seine Nachfolger, ihr Sohn vertrieb sie v. ihrer Leibzucht (Witwenversorgung); 1546 Heirat mit Grf. Poppo v. Henneberg; 1550 mütterlicher Unterricht f. die Tochter Anna Maria (1532-68), die kurz vorher die v. ihrer Mutter ausgehandelte Ehe mit Hz. Albrecht v. Preußen eingegangen war; 1553 Aussöhnung mit ihrem Sohn und persönl. Verpflichtung f. eine hohe Kriegsanleihe; nach verlorener Schlacht nahm ihr Sohn ihr ihre Leibzucht erneut ab, um sein Fstm. halten zu können, und die Stadt Hannover hielt sie als Bürgin f. die Anleihe fest, in dieser Zeit Lieder; 1555 Freilassung und Rückzug auf Hennebergische Güter; nach ihrer Freilassung schrieb sie 1555 das Trostbuch f. Witwen; 1557 verh. Erich II. gg. ihren Willen die jüngste Tochter Katharina mit dem kath. Burggf. v. Rosenberg

1.4. Literatur zur Person

NDB 4 (1959) 443f. (Ingeborg Klettke-Mengel); Wilhelm Havemann, Elisabeth, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg. Ein Beitrag zur Reformations- und Sittengeschichte des 16. Jahrhunderts. Göttingen 1839; Karl Strack, Elisabeth, Herzogin von Braunschweig-Calenberg. Ein christl. Lebensbild aus der Reformationszeit. (= Frauenspiegel: Lebensbilder christl Frauen und Jungfrauen 3). Berlin 1868; Alice Kurs, Elisabeth, Herzogin von Braunschweig-Calenberg, geb. Prinzessin von Brandenburg. (= Schriften f das dt Volk 14). Halle a. d. S. 1891; Adolf Brennecke, Die politischen Einflüsse auf das Reformationswerk der Herzogin Elisabeth. In: Niedersächs Jb 1 (1904) 104-145; Franz Koch (Hg.), Briefe der Herzogin Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg und ihres Sohnes, des Herzogs Erich des Jüngeren, aus den Jahren 1545-1554. In: Zeitschrift der Ges f niedersächs Kirchengesch 10 (1905) 231-266, 11 (1906) 89-146; Adolf Brennecke, Die vorreformatorische Klosterherrschaft und die Reformationsgeschichte bis zu Erlass der Kirchenordnung. Geschichte des Hannoverschen Klosterfonds. (= Veröffentlichungen der Hist Kommission f Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen 12, 1) Teil 1: Die Vorgeschichte: vor- und nachreformatorische Klosterherrschaft und die Geschichte der Kirchenreformation im Fürstentum Calenberg-Göttingen. Halbbd. 1. Hannover 1928. 2 Bde.; Hilde Liederwald, Die Ehe des Grafen Poppo von Henneberg mit Elisabeth, Herzogin von Münden. In: Neue Beiträge zur Geschichte des deutschen Altertums. Hg. v. hennebergischen altertumsforschenden Verein 36 (1931) 121-158; Adolf Brennecke, Herzogin Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg, die hannoversche Reformationsfürstin, als Persönlichkeit. In: Zeitschrift der Ges f niedersächs Kirchengesch 38 (1933) 140-170; Helmut Samse, Die Zentralverwaltung in den südwelfischen Landen vom 15. bis zum 17. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Verfassungs- und Sozialgesch. Niedersachsens. (= Quellen und Darstellungen zur Gesch Niedersachsens 49). Hildesheim/Leipzig 1940; Ingeborg Mengel, Ein bisher unbekanntes Bücherinventar der Herzogin Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg aus dem Jahre 1539. In: Jb der Ges f niedersächs Kirchengesch 50 (1952) 51-58; Ingeborg Klettke-Mengel, Die Sprache in Fürstenbriefen der Reformationszeit, untersucht am Briefwechsel Albrechts von Preußen und Elisabeths von Braunschweig-Lüneburg. (= Studien zur Gesch Preußens 19). Köln/Berlin 1973, Teil I: Elisabeth-Briefe 30-84; Barbara Becker-Cantarino, Die schriftstellerische Tätigkeit der Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg (1510-1558). In: Joseph P. Strelka/Jörg Jungmayr (Hgg.), Virtus et fortuna. Zur dt. Lit. zw. 1400 und 1720. FS f Hans-Gert Roloff zu seinem 50. Geburtstag. Bern/Frankfurt, M./New York 1983, 237-258; Hans-Georg Aschoff, Herzog Heinrich d. J. und Herzogin Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg. In: Jb der Ges f niedersächs Kirchengesch 82 (1984) 53-75; Anneliese Spengler-Ruppenthal, Die Herzogin Elisabeth von Calenberg-Göttingen und der Landgraf Philipp v. Hessen. In: Jb der Ges f niedersächs Kirchengesch 82 (1984) 27-52; Ingeborg Klettke-Mengel, Fürsten und Fürstenbriefe. Zur Briefkultur im 16. Jahrhundert an geheimen und offiziellen preußisch-braunschweigischen Korrespondenzen, mit 4 Abb. und 4 faks. Schrifttafeln. (= Studien zur Gesch Preußens 38). Köln [u.a.] 1986 (= ND versch. Aufsätze; zu EvBL: 1. Politisch-dynastische Beziehungen zwischen Albrecht von Preußen und Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg in den Jahren 1546-1555 [zuerst 1953] 11-23, 2. Aktenkundliche Untersuchungen an der Korrespondenz zwischen Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg und Albrecht von Preußen [zuerst 1953] 24-66, 3. Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg als reformatorische Christin [zuerst 1958] 67-81, 4. Ein bisher unbekanntes Bücherinventar der Herzogin Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg aus dem Jahre 1539 [zuerst 1952] 82-89, 6. Elisabeth, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg (Calenberg) 1510-1558 [zuerst 1959, NDB] 110f.); Barbara Becker-Cantarino, Frauen in den Glaubenskämpfen. Öffentliche Briefe, Lieder und Gelegenheitsschriften. In: Gisela Brinker-Gabler (Hg.), Dt. Lit. v. Frauen. 2 Bde. München 1988. Bd. 1: Vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Kap. V.1, 149-172: 159-167. 483f. (Lit.). 524 Anm. 25-32; Barbara Becker-Cantarino, Der lange Weg zur Mündigkeit. Frauen und Literatur in Deutschland v. 1500 bis 1800. München 1989, 202-220; Inge Mager, „Wegert euch des lieben heiligen Creutzes nicht“. Das Witwentrostbuch der Herzogin Elisabeth von Calenberg-Göttingen. In: Hartmut Boockmann (Hg.), Kirche und Gesellschaft im Heiligen Römischen Reich des 15. und 16. Jahrhunderts. (= Abh der Ak der Wissenschaften in Göttingen, philol-hist Kl., 3. Folge, Nr. 206). Göttingen 1994, 207-224; Ulla Stelzel, Die Kommunikationsmaxime „Kooperativität“ in einem Streitgespräch des 16. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Erforschung der verbalen Interaktion in der frühen Neuzeit. In: Britt-Marie Schuster/Ute Schwarz (Hgg.), Kommunikationspraxis und ihre Reflexion in frühneuhochdeutscher und neuhochdeutscher Zeit. FS f Monika Rössing-Hager zum 65. Geburtstag. (= Germanistische Linguistik: Monographien 2). Hildesheim/Zürich/New York 1998, 25-37; EvBLs Briefwechsel (Edd.): Paul Tschackert (Hg.), Briefwechsel des Antonius Corvinus. In: Quellen und Darstellungen zur Gesch Niedersachsens 4 (1901) [Ed. des Briefwechsels zw. EvBL und Antonius Corvinus]; Franz Koch (1906) [Ed. des Briefwechsels mit Joachim Mörlin]; Ingeborg Mengel (Hg.), Ein Fürstenbriefwechsel der Reformationszeit. (= Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft 13/14). Göttingen 1954 (vollst. Ed. des Briefwechsels zw. EvBL und Albrecht v. Preußen); Klettke-Mengel (s.o.) 104-110 (je ein Brief Elisabeths und Albrechts abgedr.)

2.1. Quelle: benutzte Edition

EvBL, Ein Lobgesang für alle Errettung v. Jugend auf (1555). In: Frhr. v. der Goltz (Hg.), Lieder der Herzogin Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg, Gräfin von Henneberg, zu Hannover von 1553 bis 1555 gedichtet. In: Zeitschrift der Ges f niedersächs Kirchengesch 19 (1914) 147-208: Nr. 14, 193-199: 194-199 (Text, 24 Strophen); dies., Gedächtnisverse (1555). In: ebd. Nr. 16, 205f.; vgl. auch 207f.

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

wörtl. und orthographisch getreuer Abdruck, gleiche Reihenfolge und Überschriften beibehalten; zugefügt: Vorbemerkung über Form und Inhalt und Überschrift der Vorbemerkung bei jedem Lied, zugefügt auch Nummerierung der Strophen; Beschreibung und Aufbewahrungsort der Hs.; Seitenwechsel nicht angezeigt; alle Erläuterungen in den Vorbemerkungen

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

v. der Goltz ed. (s.o. 2.1.) (Nr. 14) 193f. (Nr. 16) 205; Becker-Cantarino (1983) (s.o. 1.4.) 246-252 (Lieder allgemein)

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

Iwan Franz, Elisabeth von Calenberg-Göttingen als Liederdichterin. Ein Beitrag zur Charakteristik der Fürstin. In: Zeitschrift des Hist Vereins f Niedersachsen 38 (1872) 183-195: 192-194 (= aus „Ein Lobgesang ...“ [s.o. 2.1.] Nr. 14, abgedr. Strophen: 1. 3. 4. 6. 7. 11. 18. 19. 20. 23. 24); EvBL, Lebensbericht. In: Gisela Brinker-Gabler (Hg.), Dt. Dichterinnen v. 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Gedichte und Lebensläufe. Frankfurt, M. 1978, 70-72 (= aus „Ein Lobgesang ...“ v. der Goltz ed. [1914] Nr. 14 [s.o. 2.1.], abgedr. Strophen: 1. 3. 4. 6. 7. 11. 18. 19. 20. 23. 24; sprachlich normalisiert])

3.1. Abfassungszeit

Nr. 14: März 1555

Nr. 16: Frühjahr 1555 (vor Ostern)

3.2. AdressatInnen

Nr. 14: Gott

Nr. 16: Kirchenbesucherinnen und -besucher, insbesondere Spender und Spenderinnen

3.3. Funktion der Quelle

Nr. 14: Lob Gottes, Bitte um Gottes Hilfe

Nr. 16: redliches Leben mitteilen, Bitte um Gedenken und Fürbitte bei Gott

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

hsl. (Schreiber-Abschrift des Orig. im Auftrag der Verfasserin); 1555 gebunden; vom Hennebergischen Nachlass in die Gothaer Hofbibliothek gekommen; Ort (1914): Gothaer Hofbibliothek, Sign.: Chart. B. 321

4.1. Berichtszeitraum

Nr. 14: 1510-1555

Nr. 16: 1510- Frühjahr 1555

4.2. Sprache

Nr. 14: dt.

Nr. 16: dt.

4.3. Form der Quelle

Ich-Form; (Lob-)Lied mit 24 Strophen zu je acht Versen, nach einer (schon im 15. Jh.) bekannten Melodie

Ich-Form; 50 Verse in Paarreimen; Gedächtnisverse, die auf einer Inschrift in der hannoverschen St. Georgskirche unterhalb v. drei über dem Spendenkasten angebrachten Porträts stehen sollten (evt. nicht ausgeführt)

4.4. Inhalt

Nr. 14: Geburt und Taufe, Krankheit in der ersten Ehe, Regentschaft, eigene Regierung bis 1555, Reformation des eigenen Territoriums, Aufstände, Korrespondenz und Regierungshandbuch, Verleumdung, Krise der Reformation, Untreue der Untertanen und Dienerschaft

Nr. 16: Herkunft, Ehen, Reformation, Regierung, Sorge f. prot. Prediger und f. Arme, Verfolgungen, Abschied

 

nächster Eintrag
vorheriger Eintrag

Selbstzeugnisse im deutschsprachigen Raum