Welche Berufsperspektiven bietet Dir das Studium der Islamwissenschaft?
Das Studium der Islamwissenschaft zeichnet sich durch eine methodische Pluralität aus, die religionswissenschaftliche, historische und literaturwissenschaftliche Ansätze umfasst. Zentraler Bestandteil des Studiums ist zudem die Aneignung von Sprachkompetenzen in Arabisch und idealerweise einer oder mehreren anderen relevanten Sprachen wie Türkisch, Persisch, Kurdisch, Urdu oder Kisuaheli.
Diese Pluralität innerhalb des Studiums spiegelt sich auch in den Berufsperspektiven wider. Wie bei allen Geistes- und Kulturwissenschaften gibt es kein vorgezeichnetes Berufsbild. Mit Ausnahme von wissenschaftlichen Einrichtungen und Sicherheitsbehörden (Bundesnachrichtendienst, Verfassungsschutz und Landes- und Bundeskriminalämter) schreiben die wenigsten Arbeitgeber Stellen explizit für Islamwissenschaftler:innen aus. Das heißt jedoch nicht, dass es keine anderen Tätigkeitsfelder und Berufe für Islamwissenschaftler:innen gäbe. Absolvent:innen der Islamwissenschaft arbeiten häufig in kulturellen Institutionen und Bildungseinrichtungen (Bibliotheken, Museen, Akademien), in politischen Stiftungen, in der Presse- und Medienlandschaft sowie in national und international tätigen Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen.
Um den Weg zu einer passenden Erwerbsarbeit zu navigieren, ist die Ergänzung des Studiums durch relevante Praktika und Weiterbildungen von Vorteil. Der Studienstandort Berlin bietet vielfältige Möglichkeiten, Fähigkeiten aus dem Studium der Islamwissenschaft in die Praxis umzusetzen.
Für einen besseren Überblick werden im Folgenden einige Tätigkeitsbereiche vorgestellt.
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Wer sich für Journalismus interessiert, sollte gerne schreiben und frühzeitig anfangen, journalistische Erfahrungen zu sammeln. Gerade die für Islamwissenschaftler:innen interessanten Stellen als Auslandskorrespondent:innen sind sehr beschränkt. Für eine Festanstellung als Redakteur ist ein an das Studium anschließendes Volontariat in der Regel unabdingbar. Hierfür sind erste journalistische Publikationen erforderlich, die im Rahmen von Praktika oder auf freiberuflicher Basis entstehen können. Außerdem gibt es in Deutschland einige Journalist:innen-Schulen, bei denen man sich im Anschluss an das Studium bewerben kann.
Ein Volontariat ist in der Regel auch die Grundlage für die Tätigkeit im wissenschaftlichen Verlagswesen. Verlage wie DeGryuter oder Brill bieten beispielsweise ein Fachlektorat mit islamwissenschaftlichem Schwerpunkt. Als Lektor erhält man in der Regel einen unbefristeten Arbeitsvertrag, das Stellenangebot für solche oder vergleichbare Positionen ist allerdings überschaubar. Wer sich für eine Stelle im Verlagswesen interessiert, kann durch die Beschäftigung als Werkstudent:in während des Studiums Einblicke in dieses Berufsfeld gewinnen.
Größere Bibliotheken (z.B. Universitäts- und Staatsbibliotheken) mit islamwissenschaftlichen Abteilungen bieten Fachreferatsstellen für Islamwissenschaftler:innen an. Eine Möglichkeit für Bibliotheksarbeit im Ausland bieten die wissenschaftlichen Bibliotheken der Orient-Institute in Beirut und Istanbul sowie die Goethe-Institute an verschiedenen Standorten. Einen Einstieg in die Arbeit in der Bibliothek erleichtert ein Masterabschluss in Bibliotheks- und Informationswesen oder Digital Humanities, außerdem sind Informatikkenntnisse gerne gesehen. Durch Praktika und die Arbeit als studentische Hilfskraft können Erfahrungen bereits während des Studiums gesammelt werden. Nach dem Studium bieten die Staatsbibliothek Berlin und andere größere Bibliotheken Referendariate an.
Wie erwähnt, schreiben staatliche Behörden viele Stellen für Islamwissenschaftlicher:innen aus. Dies betrifft unter anderem die Landeskriminalämter, das Bundeskriminalamt, das Bundesamt für Verfassungsschutz und den Bundesnachrichtendienst. Für diese Stellen sind in der Regel ein Master-Abschluss in Islamwissenschaft und gute Arabischkenntnisse die Voraussetzung. Die Arbeit beinhaltet vor allem die Analyse und Beurteilung von Daten. In einigen Landesbehörden gibt es außerdem die Möglichkeit, sich auf Stellen in der Extremismusprävention zu bewerben, für die Erfahrungen und Kenntnisse im Bereich der Präventionsarbeit gefragt sind. Auch andere Ministerien und staatliche Behörden stellen Islamwissenschaftler:innen ein. Dazu gehören das Bundesinnenministerium, das Auswärtige Amt, die Bundeszentrale für politische Bildung und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
Im Bereich der Präventions-, De-Radikalisierungs- und Bildungsarbeit sind Organisationen wie Ufuq, KigA e. V., Dialog macht Schule, AL-MANARA, das Beratungsnetzwerk kitab und die Fachstelle Islam im Land Brandenburg tätig. Die Tätigkeit dieser Organisationen
umfasst Fortbildungen und Beratung zur Radikalisierungsprävention und De-Radikalisierung sowohl in Bezug auf islamischen Extremismus als auch auf antimuslimischen Rassismus. Viele Bildungsangebote dieser Organisationen richten sich an Schulen, und zwar gleichermaßen an Schüler:innen und Lehrkräfte. Neben einem Interesse an der Zusammenarbeit mit Menschen und der Wissensvermittlung sollten politisches Interesse und Offenheit für religiöse Standpunkte mitgebracht werden; auch eine Affinität für Schreibtätigkeiten ist gern gesehen, da im Rahmen von Projektarbeit viele Förderanträge, Berichte und Infomaterialien geschrieben werden. Auch in diesem Berufsfeld sind Praktika und studentische Hilfskraftstellen vorteilhaft für eine spätere Anstellung.
Der Berufsbereich der Übersetzer:innen (Arabisch, Türkisch, Persisch etc.) erfordert nicht nur exzellente Sprachkenntnisse, sondern auch viel Flexibilität, Selbständigkeit und Eigeninitiative. Denn in aller Regel werden literarische und Sachtexte, Filme und Theaterstücke von Freischaffenden übersetzt. Um regelmäßig Übersetzungsaufträge zu erhalten und eine stabile Lebensgrundlage zu erwirtschaften, ist es wichtig, Netzwerke aufzubauen. Viele Übersetzer:innen arbeiten parallel als Dolmetscher:innen, da Aufträge für das Dolmetschen besser vergütet sind.
Politische Stiftungen wie die Heinrich-Böll-, Rosa-Luxemburg-, Konrad-Adenauer- oder Friedrich-Ebert-Stiftung engagieren sich sowohl national als auch international für politische Zusammenarbeit und in der politischen Bildung. Für den Bereich der internationalen Zusammenarbeit im kulturellen Bereich ist das Goethe-Institut zuständig; außerdem gibt es beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) Langzeitdozenturen für die internationale Bildungszusammenarbeit. Die zahlreichen Auslandsbüros dieser Organisationen bieten Absolvent:innen der Islamwissenschaft die Möglichkeit, beruflich für einige Jahre ins Ausland zu gehen; auch die Geschäftsstellen in Deutschland schreiben Stellen aus, die für Islamwissenschaftler:innen interessant sein können. Während des Studiums können Praktika in den Geschäftsstellen in Berlin bzw. München (Goethe) oder in einem der Auslandsbüros absolviert werden, außerdem gibt es Stellen für Werkstudent:innen.
Im Bereich der internationalen Entwicklungszusammenarbeit sind sowohl NGOs als auch die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) tätig. Im Gegensatz zu NGOs berät und organisiert die dem Bundesministerium für Zusammenarbeit unterstellte GIZ Projekte für die Bundesregierung, sie folgt daher deren jeweiliger außenpolitischer Leitlinie. Die Konkurrenz bei Stellenausschreibungen der GIZ ist hoch, u.a. aufgrund der sicheren Arbeitsperspektive und attraktiven Vergütung im Vergleich zu Nichtregierungsorganisationen. Da viele Stellen der GIZ intern vergeben werden, erleichtert eine Stelle als Werksstudent:in den Berufseinstieg; juristische oder IT-Kenntnisse, Berufserfahrungen in Nichtregierungsorganisationen, im Projektmanagement, in staatlichen Behörden und bei der Bundeswehr können, je nach Stellenprofil, ebenso von Vorteil sein.
Die Evangelische, Katholische und die Jüdische Akademie haben sich der Vermittlung interreligiöser Kompetenzen verschrieben und richten zu diesen Zweck öffentliche Vorträge und andere Veranstalten aus. Ihrem Beispiel folgend hat sich in Berlin die Deutsche Islam Akademie gegründet (als e.V.). Sie leistet projektbasierte Bildungsarbeit zur Religion, Kultur und Zivilisation islamisch geprägter Gesellschaften. Alle Akademien sind potentielle Arbeitgeber für Islamwissenschaftler:innen.