Geschlechtsmoral und Gleichgeschlechtlichkeit im Zoroastrismus (Iranica 18)
Götz König – 2010
Innerhalb der für den gesamten Zoroastrismus konstitutiven Polarität von Ordnung/Wahrheit und Trug besetzt die Sexualität eine durchaus labile Position. Genötigt, mit der ethischen Reformulierung jener ursprünglich kosmologisch-ritualistischen Begriffe eine Sexualmoral auszubilden, scheint die Sexualität unter deren Ansprüchen die Vielzahl ihrer Aspekte dem dualistischen Schema nicht länger bruchlos einschreiben zu können: In seiner mitteliranischen Epoche tendiert der Zoroastrismus zu einer (von seinem System ungedeckten) Misogynie und Lustfeindschaft. In Hinsicht auf die moralischen Verwerfungen sexueller Verhaltensweisen stellt sich schließlich die Frage, inwieweit diese nicht nur ältere Begründungsmuster maskieren. Die Studie fächert sich in zwei Abteilungen auf. Das erste Kapitel behandelt die zoroastrische Sexualmoral, das zweite deren Verwerfung gleichgeschlechtlichen Verkehrs. Beide Kapitel gehen chronologisch vor und konfrontieren die awestischen mit den mittel- und neupersischen Texten der Zoroastrier. Die Edition der Kapitel 71-76 des mittelpersischen Traktates Dādestān ī dēnīg – das wichtigste Dokument zum sog. kūnmarz – nimmt dabei eine zentrale Position ein.
Interessenten: Iranisten, Orientalisten, Indogermanisten, Kulturhistoriker, Religionswissenschaftler, Ethnologen, Gender Studies.