Rechtskasuistik und Gerichtspraxis zu Beginn des siebenten Jahrhunderts in Iran. Die Rechtssammlung des Farroḫmard i Wahrāmān (Iranica 1)
Maria Macuch – 1993
Die juristische Fallsammlung des Farroḫmard i Wahrāmān mit dem Titel Hazār Dādistān, Anfang des 7.Jh. n.Chr. noch vor der islamischen Eroberung Irans in mittelpersischer Sprache verfaßt, gilt als eine der wichtigsten Quellen für die Sasanidenperiode (3. bis 7.Jh.). In der vorliegenden Arbeit wurde diese erstmals von Modi als Faksimile 1901 zugänglich gemachte Handschrift transliteriert, übersetzt und in ausführlichen Kommentierungen zu philologischen und juristischen Problemen ausgewertet. Innerhalb des überlieferten mittelpersischen Schrifttums nimmt dieses sprachlich und inhaltlich äußerst schwierige Werk aus mehreren Gründen eine Sonderstellung ein. Es ist die einzige aus vorislamischer Zeit erhaltene juristische Schrift, die Einblick in das komplexe zoroastrische Rechtswesen bietet, und zugleich eine wichtige Quelle für die Sozialgeschichte Irans. Da es sich um keinen trockenen Gesetzestext handelt, sondern um eine vorwiegend aus der Gerichtspraxis zusammengestellte Fallsammlung, wird durch die Erwähnung zahlreicher Einzelheiten aus dem Alltag ganz nebenbei ein vielseitiges Bild vom Familien- und Gemeinschaftsleben, von privaten und sozialen Institutionen geboten, wie in keiner anderen für diese Periode relevanten Primärquelle.