ADA : Avestan Digital Archive
Das Avestan Digital Archive (ADA) ist eine Sammlung digitalisierter awestischer Handschriften. Das Ziel des Projektes ist die Veröffentlichung aller vorhandenen Handschriften, die Texte in awestischer Sprache enthalten. Awestisch ist die Sprache, in der die meisten zoroastrischen Rituale heute noch zelebriert werden und wird von den Zoroastrier für ihre „heilige Sprache“ gehalten.
Für die bisher am häufigsten benutze Ausgabe der awestischen Texte verwendete Karl Friederich Geldner, der seine Arbeit an der Berliner Universität in 1895 abschloss, ungefähr 150 Handschriften. Seitdem wurde nie der Versuch unternommen, alle awestischen Handschriften durchzusehen. 2008 wurde ADA an der Universität von Salamanca von Alberto Cantera gegründet mit der Absicht, alle Handschriften, die Geldner in seiner Ausgabe verwendete, zugänglich zu machen und eventuell auch andere bis dahin unbekannten. Bald wurde festgestellt (anfänglich durch einen bahnbrechenden Aufsatz von Katayoun Mazdapour), dass in Iran zahlreiche awestische Handschriften vorhanden waren, die bisher der akademischen Welt unbekannt geblieben waren. Geldners Ausgabe (wie auch die früheren) beruhen grundsätzlich auf indische Handschriften, aber die inzwischen bekannten iranischen Handschriften haben sich als Vertreter einer anderen Überlieferungslinie erwiesen, die archaischer zu sein scheint. In ADA wurde bisher 84 iranische Handschriften digitalisiert, wobei Geldner nicht über ein Dutzend kannte.
Seit 2009 wurden über 300 awestischer Handschriften lokalisiert, 160 digitalisiert und ca. 60 komplett indexiert und on-line veröffentlicht. Somit ist ADA ein unentbehrlicheres Arbeitsmittel der awestischen Philologie geworden, das neue Ansichten für unseres Verständnis der awestischer Texte eröffnet hat.
Im Jahr 2016 wurde Alberto Cantera Professor am Institut für Iranistik der FU Berlin. Dementsprechend wurde der Hauptsitz von ADA nach Berlin überführt. Die alte Seite aus Salamanca ist nach wie vor unter http://ada.usal.es/ zu erreichen.