Pahlavi-Briefe im "Pahlavi Archive" der Bancroft Library, Berkeley, Cal.
Projektbeschreibung
Die Kunst des Briefeschreibens im iranischen Orient geht auf die achämenidische Zeit zurück, aus der in aramäischen Briefen (Aramäisch war Sprache und Schrift der achämenidischen Bürokratie) erste Zeugnisse für bestimmte Strukturen und Formeln eines Briefes gewonnen werden können. Obwohl aus der folgenden arsakidischen Zeit nur wenige (dann auch nur fragmentarische) Zeugnisse erhalten sind, so z.B. der parthische Brief aus Dura Europos Nr. 153 , darf daraus trotzdem geschlossen werden, daß die Tradition nicht nur weitergeführt, sondern in sassanidischer Zeit sogar noch ausgebaut und verfeinert wurde; Höhepunkte sind in den Pahlavi-Papyri aus Ägypten (619–629 n. Chr.) erkennbar. Daß diese Briefkultur sich auch auf das östliche Iran auswirken konnte, zeigen sogdische und baktrische Dokumente. Briefe zeigen eine bestimmte Struktur, die durch eine Reihe formelhafter Wendungen im Bereiche der Adresse, der eigentlichen Mitteilung und des Abschlußes gebildet wird. Diese Struktur ist im Großen und Ganzen bekannt; allerdings fehlt eine Untersuchung, die die bekannten Brieftypen systematisiert, wobei der Inhalt eines Briefes maßgeblich die Strukturen mitbestimmt. Hier helfen die Neufunde aus dem sog. “Pahlavi Archive” weiter, die die sassanidische Briefkultur in seiner zeitlich letzten (7./8. Jh. n. Chr.) Vollendung zeigt. Es gilt also, diese Dokumente einer wissenschaftlichen Edition zuzuführen und gleichzeitig die Möglichkeit zu nutzen, auf Grund dieses (relativ kohärenten) Materials eine Systematisierung der Briefe durchzuführen. Dies soll in ständigem Rekurs auf die Interpretation der Dokumente geschehen, wodurch es einerseits möglich wird, fundierte Interpretationen der einzelnen Dokumente zu erreichen, aber ebenso die angestrebte Systematisierung einer ständigen Überprüfung bzw. Anpassung zu unterziehen.