Springe direkt zu Inhalt

Manichäismusforschung

Beschreibung des Schwerpunkts

Der Manichäismus verbreitete sich als ausgewiesene Missionsreligion einschließlich seiner religiösen Nachfolgebewegungen (3.-14.Jh.) von Iran aus bis nach China, Nordafrika, Spanien und dem Balkan. Die manichäischen Textquellen in mitteliranischen Sprachen (Mittelpersisch, Parthisch, Soghdisch, Baktrisch, evtl. Sakisch), überwiegend aus dem Bestand der Berliner Turfansammlung, des Museums für Asiatische Kunst in Berlin sowie aus Sammlungen in Kyoto, St. Petersburg, Helsinki, Paris, London und Zentralasien (ca. 4700 Fragmente), sind Gegenstand der Forschung.

Die Schwerpunkte der Forschung liegen dabei in folgenden Bereichen:

  • Edition wichtiger Texte
  • Religionshistorische Studien zu Pantheon, Kosmogonie, Eschatologie, Hierarchie manichäischer Gemeinden
  • Soziale, historische und kulturhistorische Probleme des Manichäismus als religiöse Minderheit im sasanidischen Iran (Verhältnis der Manichäer zu den Sasaniden und der zoroastrischen Kirche, interkulturelle Polemik, Geschichte des Manichäismus in Iran bis zur Islamisierung, Vermittlung von Wissen in religiösen Gemeinschaften) sowie im Iran der frühislamischen Zeit (Einflüsse auf islamische geistige Strömungen)
  • Darstellung sozialer Wirklichkeit im religiösen Kontext (Verwendung sozialer Termini wie Herrschertiteln, Alltagsleben manichäischer Laien)
  • Vergleichende Analyse spezifischer Terminologien in mitteliranischen Texten im interreligiösen Kontakt (Manichäismus, Zoroastrismus, Christentum) sowie deren gegenseitiger Beeinflussung
  • Untersuchung literarischer Kategorien und Formen der Texte

Forschungsvorhaben im Schwerpunkt

Zahlreiche Einzeluntersuchungen werden vor allem von Iris Colditz (s. Publikationsliste) in engem Austausch mit dem Akademienvorhaben Turfanforschung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie weiteren Bearbeitern iranischer und anderer manichäischer Textquellen durchgeführt. Die Forschungsergebnisse werden regelmäßig auf den Kongressen der International Association of Manichaean Studies (IAMS) vorgestellt und überwiegend als Aufsätze publiziert. In der Institutsreihe Iranica erschien die Monographie von I. Colditz: Zur Sozialterminologie der iranischen Manichäer.

Iranisches Personennamenbuch (IPNB)

Iris Colditz hat in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Iranistik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und den Herausgebern des Iranischen Personennamenbuches, Rüdiger Schmitt, Heiner Eichner, Bert G. Fragner und Velizar Sadovski, ca. 1000 iranische, hybride und nichtiranische Personennamen in den genannten manichäisch-mitteliranischen Texten mit allen Belegen erfaßt und gedeutet sowie die verfügbaren prosopographischen Angaben gemacht.

Die Ergebnisse werden im Faszikel "Namen in der manichäisch-mittelpersischen, manichäisch-parthischen und manichäisch-sogdischen Überlieferung" des Iranischen Personennamenbuches (IPNB II/1) veröffentlicht.