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Werner Treß

"Wer ist der eigentliche Feind?"
Die Bücherverbrennungen in Deutschland und der Beginn der Literaturindizierungen im Zeitumbruch des Jahres 1933

In meiner Arbeit wird die Entwicklung der Literaturindizierungen im frühen NS-Staat von 1933 bis 1935 untersucht. Ausgehend von den noch eher improvisiert erstellten „Schwarzen Listen“ im Kontext der Bücherverbrennungen im Mai 1933 soll der Prozess bis zur Vereinheitlichung eines deutschlandweit geltenden „Buchverbotswesens“ in Gestalt der von der Reichsschrifttums-kammer erlassenen „Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ rekonstruiert werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach den literaturpolitischen Feindbildern der Nationalsozialisten. Neben der antisemitischen Hauptstoßrichtung lassen sich weitere Motive wie Antimarxismus, Antiliberalismus Antimodernismus, Antipazifismus, Antifeminismus sowie Demokratie- und Republikfeindlichkeit herausstellen. Hier wäre dann zu untersuchen, inwieweit die literaturpolitischen Feindbilder der Nationalsozialisten an sich ‚neu’ waren oder ob nicht vielmehr in der Gesellschaft bereits verbreitete traditionelle kulturpolitische Ressentiments übernommen wurden. Dann bestünde das Singuläre darin, dass die Nationalsozialisten – zunächst aus dem Umfeld des „Kampfbundes für deutsche Kultur“, dann aus dem Propaganda- ministerium kommend – diese Ressentiments propagandistisch bündelten bzw. radikalisierten und durch Terror (Plünderungen/Bücherverbrennungen) und Bürokratie (Erstellung Schwarzer Listen) in sehr kurzer Zeit politisch durchsetzten. Ein Grundirrtum, den es dabei in der bishe- rigen Forschungsliteratur u.a. zu beheben gilt, besteht darin zu zeigen, dass das schier unüber- sichtliche administrative Chaos konkurrierender literaturpolitischer Zuständigkeiten insbeson- dere im Jahr 1934 (u.a. Propagandaministerium, Amt Rosenberg, politische Polizei) die Auswirkungen der literaturpolitischen ‚Säuberungen’ nicht abmilderte, sondern eher noch verstärkte.

Curriculum Vitae

  • 2003-2005 Filmautor und Dokumentarist bei der Film- und Fernsehproduktion
    „Zeitzeugen TV GmbH“ in Berlin. Produktionen u.a. für ARD, Arte, Phoenix, MDR
  • Seit 2006 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im „Moses Mendelssohn Zentrum für
    europäisch-jüdische Studien“ in Potsdam (An-Institut der Universität Potsdam)
  • Seit 2006 Lehrbeauftragter am Historischen Institut der Universität Potsdam
  • Seit 2007 Forschungsstipendiat der Fritz Thyssen Stiftung für das Projekt „Wissenschaftliche Begleitbände zur ‚Bibliothek Verbrannter Bücher’. Die
    ‚Aktion wider den undeutschen Geist’ und die Bücherverbrennungen in
    Deutschland 1933.“

Publikationen

Bücher

  • Orte der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933, Hildesheim/Zürich/New York
    (Olms Verlag) 2008 (als Hg. zusammen mit Julius H. Schoeps).
  • „Wider den undeutschen Geist“. Bücherverbrennung 1933, Berlin (Parthas Verlag)
    2003; 2. Auflage: Berlin (Vorwärts Buch) 2008.

Aufsätze

  • Verbrannte Sozialdemokratie, in: Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte Nr. 10/2008,
    S. 17-21.
  • Magnus Hirschfeld. "Per scientiam ad iustitiam", in: Ines Sonder/Karin Bürger/Ursula Wallmeier (Hg.), Privatbibliotheken jüdischer Intellektueller im 20. Jahrhundert,
    Potsdam (Verlag für Berlin-Brandenburg) 2008 (zusammen mit Miriam Ducke).
  • Nachwort zu: Theodor Heuss, Hitlers Weg (Neuauflage der Ausgabe von 1932 in der „Bibliothek verbrannter Bücher“), Hildesheim/Zürich/New York (Olms Verlag) 2008.
  • Phasen und Akteure der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933, in: „Wider den undeutschen Geist“. Bücherverbrennung 1933, Berlin (Parthas Verlag) 2003; 2. Auflage: Berlin (Vorwärts Buch) 2008, S. 9-28.
  • Die „Aktion wider den undeutschen Geist“ in Berlin, in: „Wider den undeutschen Geist“. Bücherverbrennung 1933, Berlin (Parthas Verlag) 2003; 2. Auflage: Berlin (Vorwärts Buch) 2008., S. 47-142.
  • Die Bücherverbrennung in Göttingen am 10. Mai 1933, in: „Wider den undeutschen Geist“. Bücherverbrennung 1933, Berlin (Parthas Verlag) 2003; 2. Auflage: Berlin (Vorwärts Buch) 2008., S. 377-391.
  • Die Bücherverbrennung in Königsberg am 10. Mai 1933, in: „Wider den undeutschen Geist“. Bücherverbrennung 1933, Berlin (Parthas Verlag) 2003; 2. Auflage: Berlin (Vorwärts Buch) 2008., S. 556-564.
  • Strategie und Taktik der NPD in Brandenburg vor den Kommunalwahlen 2008, unter: Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung, http://www.bpb.de/themen (weiterführende links: Gesellschaft-Rechtsextremismus-NPD-Verbot).
  • Strategie und Taktik der NPD und ihres neonazistischen Umfeldes in Brandenburg,
    in: Julius H. Schoeps/Gideon Botsch/Christoph Kopke/Lars Rensmann (Hg.), Rechtsextre- mismus und Intervention. Handbuch für Analyse und Prävention zum Rechts-
    extremismus in Brandenburg, Potsdam (Verlag für Berlin-Brandenburg) 2007, S. 137-148.
  •  „Wider den undeutschen Geist“. Bücherverbrennung 1933 - Buchvorstellung, in: Margrid Bircken, Helmut Peitsch (Hg.), Brennende Bücher. Erinnerungen an den 10. Mai 1933, (Potsdam, Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, 2003), S. 131-135.
  • Kleine Geschichte des SED-Politbüros, in: Thomas Grimm (Hg.), Das Politbüro privat, (Berlin: Aufbau-Verlag, 2005), S. 235-242.
  • Kurzbiographien der Mitglieder des SED-Politbüros, in: Thomas Grimm (Hg.),
    Das Politbüro privat, (Berlin: Aufbau-Verlag, 2005), S. 243-256.

Artikel in Zeitungen und Zeitschriften

  • Verbrannt, vergessen, verfemt, in: Tagesspiegel vom 04.05.2008 (ganze Seite, 14.000 Zeichen).
  • Das war ein Vorspiel nur… Nicht nur in Berlin wurden vor 75 Jahren Bücher verbrannt,
    in: Jüdische Zeitung, 05.2008 (ganze Seite, 15.000 Zeichen).
  • Am Anfang war das Wort. Die Berliner Universität 1933, in: huch! Humboldt-Universität collected highlights Nr. 46, Mai/2005.

Filme

  • So reiste das Politbüro, Dokumentarfilm, 45 min., mdr/ARD 2006 (Drehbuch und Regie
    mit Thomas Grimm).
  • So lebte das Politbüro, Dokumentarfilm, 45 min., mdr/ARD 2006 (Drehbuch und Regie
    mit Thomas Grimm).
  • Hinter den Kulissen der Macht, Dokumentarfilm, 90 min., ARTE 2005 (Drehbuch und
    Regie mit Thomas Grimm).
  • Stimmen zur Volkskammerwahl: Hans Modrow, Lothar de Maizière und Peter-Michael
    Diestel, Dokumentarfilm, 60 min., XXP 2005 (Interview und Regie).
  • Ernst Bloch zum 120. Geburtstag, Dokumentarfilm, 60 min., XXP 2005, (Redaktion;
    Regie: Thomas Grimm).
  • Das Politbüro privat, Dokumentarfilm, 2 mal 45 min., mdr 2004 (Drehbuch und Regie
    mit Thomas Grimm).
  • Aufbruch zur Macht. Eine neue Partei im Herbst 1989, Dokumentarfilm, 45 min., rbb
    2004 (Redaktion; Drehbuch und Regie: Thomas Grimm).
  • Gerhard Dengler als Chefredakteur der DEFA-Wochenschau „Der Augenzeuge“, Do-
    kumentarfilm, 60 min., DEFA-Stiftung 2004 (Redaktion; Interview und Regie:
    Thomas Grimm).