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Sonja Knopp

Gedächtnis ohne Geschichte. Bedrohte Zeugenschaft in Videointerviews mit Überlebenden der Shoah in Bessarabien und Transnistrien

Ziel des Dissertationsvorhabens ist es, die Bedeutung von Zeugnissen extrem traumatisierter Holocaustüberlebender für die geschichtswissenschaftliche Erforschung des Holocaust zu bestimmen. Dabei konzentriert sich die Studie auf die bislang ungeschriebene Geschichte jüdischer Kinder im Holocaust in Rumänien.

Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen 26 Videointerviews mit traumatisierten und langzeit- hospitalisierten Holocaustüberlebenden, die in den Jahren 2002/03 im Rahmen des Holocaust Trauma Research Projects der Yale University durchgeführt wurden. Die Interviews berühren das äußerste Spektrum von Traumatisierung und bieten dem Historiker eine beispiellose Quelle für erfahrungsgeschichtliche Informationen sowie die Möglichkeit zur Erschließung neuer Erkenntnisdimensionen in der Trauma- und Holocaustforschung.

Das Dissertationsvorhaben hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, im interdisziplinären Verfahren zwischen Geschichtswissenschaft, Literaturwissenschaft und Psychoanalyse die Möglichkeiten und Grenzen in der Auswertung von Videointerviews traumatisierter Holocaust- überlebender für die historische Erforschung des Holocaust zu erörtern. Zentraler Aspekt soll dabei eine Re-Narrativierung der verlorenen Lebensgeschichten der interviewten Holocaust- überlebenden sein. Ziel ist die Entwicklung einer Traumanarration, einer Erzählform, die den Einfluss individueller und kollektiver Traumata auf die Geschichtswissenschaft reflektiert.

Die Untersuchung möchte sowohl einen Beitrag zur wissenschaftstheoretischen Diskussion über die Erkenntnisdimensionen in der Geschichtswissenschaft leisten, als auch die Erforschung der Geschichte des Holocaust in Rumänien mit einem Schwerpunkt auf der erfahrungsgeschichtli- chen Perspektive von Kindern vorantreiben.

Vortrag zum Dissertationsthema im Mai 2014 auf der Konferenz "Storylines and Blackboxes. Konstellationen (auto-)biographischer Erzählungen über Gewalterfahrungen im Kontext des Zweiten Weltkrieges" des Wiener Wiesenthal Zentrums für Holocaust Studien.

Curriculum Vitae

  • Seit 2012: Assoziierte am Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg
  • 2014-2018: Projektmitarbeiterin der Deutschen Welle Akademie (Medienentwicklung Asien & Europa)
  • 2013-2014: Stipendiatin der Fondation pour la Mémoire de la Shoah, Paris
  • 2011-2012: Research Fellow am Genocide Studies Program der Yale University, New Haven, CT, USA.
  • 2010-2013: Stipendiatin der Elsa-Neumann-Graduiertenförderung des Landes Berlin
  • 2008-2010: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Museum Berlin
  • 2008: Magistra Artium in den Studienfächern Verfassungs-, Sozial- und Wirtschafts- geschichte, Neuere Geschichte und Politikwissenschaft; Magisterarbeit zum Thema: „Die jüdischen Sonderkommados in Auschwitz 1942 bis 1945“
  • 2007-2008: Studentische Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Museum Berlin im Fachbereich Museumspädagogik
  • 2006-2007: Auslandssemester an der University of Southampton, United Kingdom
  • 2004-2006: Studentische Hilfskraft am Historischen Seminar der Universität Bonn
  • 2002-2008: Studentin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Publikationen

Monografien

  • „Wir lebten mitten im Tod.“ Das „Sonderkommando“ in Auschwitz in schriftlichen und mündlichen Häftlingserinnerungen (= Zivilisationen und Geschichte 4), Frankfurt am Main u. a. 2009.

Herausgeberschaften

  • Sonja Knopp / Sebastian Schulze / Anne Eusterschulte (Hrsg.), Videographierte Zeugenschaft. Überlebendenzeugnisse im interdisziplinären Dialog, Weilerswist 2016.

Aufsätze 

  • Autobiographie, Trauma und Geschichte: Lebensgeschichtliches Erinnern und Gewalt in klinischen Videointerviews mit Überlebenden der Shoah in Rumänien und Transnistrien, in: Johanna Gehmacher/Klara Löffler (Hg.), Storylines and Blackboxes. Autobiografie und Zeugenschaft in der Nachgeschichte von Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg (Beiträge des VWI zur Holocaustforschung 4), Wien 2017, S. 23-46.
  • Reflections of voice and countenance in Historiography: Methodological Considerations on Clinical Video Testimonies of Traumatized Holocaust Survivors in Historical Research, in: Dori Laub & Andreas Hamburger (Hg.), Psychoanalysis and Holocaust Testimony. Unwanted Memories of Social Trauma, London/New York: Routledge 2017, S. 150-165.
  • Mit dem Zeugen schreiben. Videointerviews mit Überlebenden der Shoah als Quellen für eine dialogisch-integrative Geschichtserzählung, in: Sonja Knopp/Sebastian Schulze/Anne Eusterschulte (Hg.), Videographierte Zeugenschaft. Überlebendenzeugnisse im interdisziplinären Dialog, Weilerswist 2016, S. 256-287.
  • Autobiographie und Trauma: Autobiographische Erzählformen in klinischen Videointerviews mit extrem traumatisierten Überlebenden der Shoah, in: Francoise Lartillot et Frédéric Teinturier (éd.), Autobiographie et textualité de l'événement au XXe siècle dans les pays de langue allemande (Genèses de Textes / Textgenesen 7), Berlin u. a. 2016, S. 165-184.
  • Honte et sentiment de culpabilité dans les témoignages du Sonderkommando d’Auschwitz-Birkenau, in: Sonderkommando et Arbeitsjuden. Les travailleurs forcés de la mort (Entre Histoire et Mémoire), sous la direction de Philippe Mesnard, Paris 2015, 117-139.
  • My own transgenerational relationship to the Holocaust and how it shaped my work, in: Contemporary Psychoanalysis, Jg. 51 (2015), Nr. 2, S. 282-288. [Link]
  • Narrative Fissures, Historical Context: When traumatic memory is compromised, in: Contemporary Psychoanalysis, Jg. 51 (2015), Nr. 2, S. 229-238. [Link]
  • History without Memory. Creating a Trauma Narrative from Holocaust Survivor Video Testimony, GSP Working Papers, No. 37, Yale University, New Haven 2013.

Rezensionen

  • Henk Carbaat: Amsterdam, Hannover und zurück. Mein Leben als Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs, komm. und mit einem Begleittext von Irmtraud Heike (= Schriften zur Erinnerungskultur in Hannover, Bd. 4), Hannover 2012, in: Editionen in der Kritik. Editionswissenschaftliches Rezensionsorgan, Bd. VII (= Berliner Beiträge zur Editionswissenschaft 14), Berlin 2014, S. 136-143.
  • Grilj, Benjamin M. (Hrsg.): Schwarze Milch. Zurückgehaltene Briefe aus den Todeslagern Transnistriens, Insbruck 2013, in: HSoz-u-Kult 24.07.2014. [Link]

Forschungsfelder

Jüdische Geschichte, Holocaustforschung, Memory Studies Illness Narratives, Medizingeschichte, Traumaforschung, Geschichtstheorie Zeugenschafts- und Erinnerungsdiskurse, Biographieforschung

Kontakt

sonja.knopp@fu-berlin.de