Ravenna – Public History City 2017
Vier Berliner Public Historians bei der „4th Public History Conference of the International
Federation for Public History (IFPH)“
Bericht: Sophie Kühnlenz
Vom 5. bis 9. Juni fand im italienischen Ravenna die vierte internationale Public History Konferenz statt, organisiert vom internationalen Dachverband IFPH zusammen mit der italienischen „Associazione Italiana di Public History“ (AIPH). Vier Berliner Public Historians (Ramona Krammer, Johanna Strunge, Melanie Huchler und Sophie Kühnlenz) und ein „Externer“ (William Lyon) hatten sich mit einem Panel zu „Representations of Power and Contested Memories“ erfolgreich bei der IFPH beworben und so ging es Anfang Juni Richtung „Public History City Ravenna“! 10 Kilometer vom Mittelmeer entfernt, mit einer spannenden römisch-kaiserzeitlichen Vergangenheit, einer beeindruckenden Anzahl an UNESCO-Weltkulturerbe Bauwerken und zahlreichen Mosaiken ist Ravenna definitiv eine Reise wert – zumal weniger touristisch überlaufen als Städte wie Florenz, Venedig oder Bologna. Neben der sehenswerten Stadt warteten insgesamt 50 englischsprachige Panels in fünf Tagen auf uns. Von 8:30 Uhr morgens bis 19 Uhr abends standen Vorträge, Diskussionen, Meetings und eine wirklich spannende Keynote-Lecture des ehemaligen Leiters des Museum of the Second World War (Danzig, Polen), Paweł Machcewicz, auf dem Programm. Die Teilnehmenden der Konferenz kamen aus aller Welt, von Indien, über Australien, Kolumbien, Kanada bis Bosnien und Herzegowina, entsprechend vielfältig waren auch die Themen und Projekte. Zwei bis drei englischsprachige Panels liefen immer parallel, wobei die Auswahl nicht immer leicht fiel. Die Bandbreite reichte von „Public History in Museums“, „Past and Present Community Memories“, über die Rolle von Public History im kolumbianischen Friedensprozess bis hin zu „Use and Abuse of (Public) History“, um nur eine Auswahl zu nennen. Das vollständige Programm kann hier eingesehen werden: https://events.unibo.it/ifph2017/program Hinzu kamen anregende Gesprächen zwischen den Sessions, beim Tagungs-Dinner oder beim Begleitprogramm. Neben der Herausforderung, fünf Tage lang über viele Stunden neue Informationen aufzunehmen und sich über viele spannende Public History Projekte in den verschiedensten Ecken der Erde auszutauschen, war der aufregendste Teil der Tagung sicherlich unser eigenes Panel am Dienstagvormittag. Rückblickend bleibt festzuhalten: Mit angemessener Planung, Vorbereitung und einem perfekten Zeitmanagement während des Panels ließ sich diese Aufgabe mit nur geringfügig zitternden Händen gut meistern. Ein weiterer entscheidender Punkt für das Gelingen war, dass wir unsere Kurzvorträge von jeweils 15 Minuten sowie die Konzeption des gesamten Panels gemeinsam erarbeitet und die einzelnen Inputs aufeinander abgestimmt hatten. Welche Rolle spielen Machtbeziehungen, wie können Machtgefälle offen gelegt und umkämpfte Deutungen von Vergangenheit reflektiert werden? Auf Basis dieser Leitfragen haben wir zwei fertige Masterarbeiten, zwei Masterarbeiten im Entstehungsprozess und ein Promotionsvorhaben in 90 Minuten vor ca. 35 Leuten präsentiert und diskutiert. Insgesamt zeichnete sich unser Panel durch die spürbare gemeinsame Vorbereitung auf Basis gemeinsamer Leitfragen und verbindende Elemente in allen Vorträgen aus, die durch eine lebendige Diskussion im und mit dem Publikum und positivem Feedback im Nachhinein belohnt wurden. Festzuhalten bleibt: Für unsere erste große internationale Tagung mussten wir uns fachlich wie sprachlich nicht verstecken, haben interessante Gespräche geführt, spannende Public History Projekte und Methoden entdeckt und hinsichtlich professioneller Souveränität und Gelassenheit einiges hinzugelernt. Die nächste Konferenz der IFPH findet 2018 in Brasilien statt – auf jeden Fall bewerben! Vielleicht sieht man sich dort... In der Zwischenzeit ist aber auch ein Trip nach Ravenna empfehlenswert – das Eis war wirklich lecker!