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VI. Philosophisches und literarisches Hör-Wissen: Klang und Sprache

Plakat_Hör-Wissen_Arbeitstreffen Basel

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Basel, 12./13. Mai 2016

Mit Klang und Sprache wurden auf diesem Arbeitstreffen historisch und kulturell divergierende Vorstellungen zu den musikalischen Elementen der Sprache sowie zu Semantisierungen von Klängen fokussiert und zwar: einmal im Hinblick auf die Wirkung des klanglichen Materials auf den Hörer (auf seine kognitiven Fähigkeiten ebenso wie auf seine Emotionen) und zweitens im Hinblick auf das Zusammenspiel zwischen den prä/para-semantischen und den semantischen Elementen der Sprache und des Klangs. Im Zentrum standen dabei literarische und philosophische Texte zwischen der frühen Neuzeit und der Moderne, aber auch zeitgenössische philosophische Überlegungen, welche die Bedeutung des Klangs (in Stimme, Musik und Geräusch) explizit reflektieren oder aber durch ihre Darstellungsform inszenieren. Grundhypothese war, dass Vorstellungen darüber, was sich einerseits im Klang ausdrückt, andererseits im Hörer durch den Klang ausgelöst wird, von dem jeweils zeitgenössischen Wissen über physiologische und psychische Prozesse des Hörens und ihrer jeweiligen anthropologischen Grundlage abhängt. Besondere Beachtung erfahren dabei die historischen Wellenbewegungen in der Beurteilung des Hörens, von Abwertung bis zu höchster Wertschätzung.

Ein zweiter Schwerpunkt des Arbeitstreffens betonte die grundsätzlich mediale, d.h. im Falle literarischer, philosophischer und ästhetischer Texte, die textuelle Verfasstheit historischer Daten über das Hören. Reflexionen über das Hören im Medium der Schrift verweisen somit immer auch auf das (bedrohliche oder auch utopische) Andere der Schrift wie es in der mündlichen Rede, im Gesang, aber auch in der Instrumentalmusik erscheint. Eine genaue Lektüre und kulturwissenschaftliche Einbettung solcher Reflexionen erlaubt einen kritischen Blick auf die populäre Ideologie, der Hörsinn vermittle ‚unmittelbarere’ oder ‚authentischere’ Erfahrungen. Sie erweist sich aus dieser Perspektive möglicherweise als sprachliches Konstrukt der Utopie einer vorsprachlichen Kommunikation.

Im Rahmen des Arbeitstreffens fanden zwei öffentliche Vorträge statt: Am Donnerstag, 12. Mai, 18:15 Uhr spracht Uwe Steiner (Hagen) zum Thema „'Soll ich lauschen‘. Literarisches Hörwissen von Bonaventura über Wagner bis Rilke“, am Freitag, 13. Mai, 14:00 Uhr spracht Constantine Sandis (Hertfordshire) zum Thema „'If a Lion could speak….‘ Wittgenstein on Understanding Others“. Beide Vorträge fanden im Gebäude des NFS eikones-Bildkritik, Rheinsprung 11, im Forum statt. An dem internen Workshop nahm neben Constantine Sandis und Uwe Steiner auch Britta Herrmann (Münster) als Gast teil.

Organisation: Nicola Gess, Angela Grünberg, Caroline Welsh

Einige Bilder des sechsten Arbeitstreffens finden Sie hier.

DFG