Verschleppung und Ausbeutung italienischer Arbeiter während der nationalsozialistischen Besatzung Italiens 1943-1945

Die Ausbeutung von Zwangsarbeitern aus den von Deutschland besetzten Ländern und Gebieten war ein wesentlicher Bestandteil der nationalsozialistischen Kriegsführung und Herrschaft in Europa. Unter den Millionen von Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland Zwangsarbeit leisten mussten, waren auch Tausende italienische Zivilisten. Diese wurden im Rahmen des Planes des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz (GBA), Fritz Sauckel, festgenommen und als Zwangsarbeiter nach Deutschland transportiert.

In der ersten Phase der deutschen Besatzung Italiens ab dem 8. September 1943, sollten die GBA-Dienststellen nur freiwillige Arbeiter einberufen. Da das Ergebnis weit von den Erwartungen für das Jahr 1944 entfernt war (eine Million Freiwillige), entschieden die deutschen Behörden Zwangsmaßnahmen einzusetzen. In verschiedenen Orten wurden in Folge dessen Razzien zur Rekrutierung von Zwangsarbeitern durch deutsche und italienische Faschisten durchgeführt. Von den Durchkämmungsaktionen besonders betroffen war der Raum des Apennins zwischen der Toskana und der Emilia Romagna. Eine Auswahl der zwangsrekrutierten Männer wurde für Arbeitseinsätze in Deutschland oder Italien eingesetzt.Ab Sommer 1944 nahmen Truppen der deutschen Wehrmacht in Italien aktiv an der Rekrutierung von Arbeitern teil.

Das Forschungsprojekt konzentriert sich auf den Zeitraum Sommer-Winter 1944, in dem die Frontdivisionen die männliche Zivilbevölkerung aus den Front- und Bandengebieten rekrutierten und nach Norden transportierten. Ziel der Forschung ist die Untersuchung der Durchkämmungsaktionen, des Netzwerks der Auffang- und Durchgangslager in Italien, die Deportationswege ins Deutsche Reich, die Orte und die Art der durchgeführten Zwangsarbeit. Dabei baut das Projekt auf Analysen über Gewalt und Kriegsverbrechen an Zivilisten und auf Untersuchungen über die deutsche Besatzungspolitik in Italien auf.