DaSHist
Dahlem Seminar for the History of Ancient Sciences (DaSHist)
Mit Prof. Dr. Markham J Geller (Wissensgeschichte, FU Berlin) habe ich am 15.06.2011 das „Dahlem Seminar for the History of Ancient Sciences“ an der FU Berlin gegründet, um die vielfältigen wissenschaftlichen Aktivitäten auf dem Gebiet der Wissenschaftsgeschichte des Altertums in Berlin zu bündeln und ihnen ein dauerhaftes Forum zu geben. Zu wechselnden Themen wurden und werden in jährlichem Turnus öffentliche Veranstaltungsreihen (bisher: Productive Errors; Esoteric Knowledge; Common Sense Science; Analogical Thinking) angeboten. Neben internationalen Koryphäen der Wissenschaftsgeschichte werden bewusst auch Berliner Kollegen und Nachwuchswissenschaftler zur Diskussion eingeladen. Zwei der „Dahlem Seminare“ sind bereits als kostenlos downloadbare Preprints beim „Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte“ erschienen. Weitere Veranstaltungsreihen und Publikationen sind geplant.
Mark Geller & Klaus Geus (eds.): Productive Errors: Scientific Concepts in Antiquity (MPIWG Preprint 430) Download hier und hier
Kurzbeschreibung zu "Productive Errors"
The History of Science, and especially of the natural sciences in antiquity, is also a history of errors; one only has to consider the ancient concept of the Earth as the centre of the Universe or the theory of rays of light emanating from the eyes. Frequently, these errors have been ridiculed from our modern perspective without taking into account their heuristic value for the historian of science.
A closer look at these errors can improve our perception of the cultural contexts from which they emerged, as well as the scientific methods, arguments, and causal relationships relations applied in various epochs. Errors represent a type of ‘negative knowledge’ which assists us in better understanding certain underlying historical facts. In this respect, the concepts employed by Mark Geller and Klaus Geus are broader than those developed by the ‘Agnotologists’ in 2005.
‘Productive Errors’, a preprint issued by the Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, presents core essays from different disciplines - with an emphasis on Mathematics and Astrology - and addresses the key question of ‘productive error’ within ancient history. The eleven contributions are devoted to the following themes: Mesopotamian measurement and 'knot' theory, Greek methods of calculation, divination models in Mesopotamian and Roman cultures, Egyptian and Greek sundials, Egyptian astrology, early mediaeval music theory and practice, the significance and assessment of the concept of ‘error’ in the Aristotelian scientific thinking and, finally, falsification and error in the book of (Slavonic) Enoch. The chronological span of these studies extends from the second millennium BCE to the late Middle Ages.
Die Geschichte der Wissenschaften, insbesondere der Naturwissenschaften im Altertum, ist auch eine Geschichte der Irrtümer. Man denke an die antike Vorstellung von der Erde im Mittelpunkt des Universums oder an die Theorie von den Sehstrahlen, die aus den Augen hervortreten sollen. Oft hat man diese Irrtümer aus neuzeitlicher Perspektive belächelt, ohne zu bemerken, dass in ihnen ein großes heuristisches Potenzial für den Historiker steckt. Untersuchungen dieser Irrtümer ermöglichen nämlich sowohl ein besseres Verständnis der kulturellen Kontexte, in denen sie entstanden sind, als auch der wissenschaftlichen Methoden, Argumente, Kausalbeziehungen, die zu den jeweiligen Zeiten angewandt worden sind. Irrtümer sind also ein "negatives Wissen", das uns u.a. hilft, historische Sachverhalte genauer zu verstehen. Insofern ist das von Mark Geller und Klaus Geus benutzte Konzept weiter gefasst als die im Jahr 2005 entwickelte Forschungsrichtung der „Agnotology“.
In dem vorliegenden MPIW-Preprint „Productive Errors“ werden von Fachleuten zentrale Texte aus unterschiedlichen Disziplinen – insbesondere der Mathematik und Astronomie – vorgestellt und unter der Fragestellung des "produktiven Irrtums" in der Geschichte des Altertums interpretiert. Die vorliegenden elf Beiträge widmen sich den folgenden Themen: Mesopotamische Maß- und Knotentheorie, griechische Rechenmethoden, Divinationsmodelle in der mesopotamischen und römischen Kultur, ägyptische und griechische Sonnenuhren, ägyptische Astrologie, frühmittelalterliche Musiktheorie und -praxis, der Stellung und Beurteilung des „Irrtums“ im aristotelischen Wissenschaftsverständnis und den Irrtümern in der Rezeptionsgeschichte des „Enoch“-Buches. Der zeitliche Bogen wird vom 2. Jahrtausend v. Chr. bis in das Hochmittelalter gespannt.
Esoteric Knowledge: http://www.geschkult.fu-berlin.de/e/fmi/arbeitsbereiche/ab_geus/Archiv/Second_Dahlem_Seminar.html
Common Sense Science: http://www.topoi.org/event/15383/
Analogical Thinking: http://www.topoi.org/event/21197/