Geschichtskulturen als Projektionen emotionaler Aushandlung von Heimat. Bestandsaufnahme und Perspektiven
WORKSHOP AM MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR BILDUNGSFORSCHUNG
Organisatorinnen
Dr. Juliane Brauer (Forschungsbereich Geschichte der Gefühle, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung)
Dr. Lale Yildirim (Arbeitsbereich Didaktik der Geschichte, Freie Universität Berlin)
Konzept
Heimat ist momentan in aller Munde inbesondere, nachdem es mit der neuen Bundesregierung ein Ministerium gibt, das "Heimat" im Namen führt. Angesichts dessen, dass momentan Millionen Menschen auf der Flucht sind und sich neue Heimaten suchen müssen, wird Heimat wieder einmal zu einem besonders emotionalisierten und umstrittenen Konzept. Wer hat Anspruch auf welche Heimat, wem wird Heimat abgesprochen, mit welchen Argumenten und was für Gefühlslagen spielen dabei eine Rolle? Was sind Strategien der (Wieder)Aneignung von Heimaten beziehungsweise von Verweigerung, von Inklusion und Exklusion. Die Fragen sind im Hinblick auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts nicht neu. Was aber neu ist, dass in öffentlichen Diskursen Heimatvorstellungen besonders emotional verhandelt werden. Insbesondere gibt es immer wieder rechtskonservative und rechtspopulistische Bestrebungen, sich Heimatgefühle für die je eigenen Narrative der Exklusion und Inklusion nutzbar zu machen. Neu sind ebenso Entwicklungen in der Geschichtskultur. Narrative von Herkunft und Zukunft eignen sich anscheinend insbesondere, Heimatgefühle öffentlich zu behandeln, wenn nicht gar in gewünschter Weise auszuprägen.
Ziel des Workshops ist, genau auf diese aktuelle Verknüpfung von Heimat, Heimatgefühlen und geschichtskulturellen Repräsentationen und Narrativen zu fokussieren. Zum einen geht es dabei um eine theoretische und empirische Rahmung der Begriffe Heimat, Heimatgefühl und Geschichtskultur auf der Grundlage aktueller Debatten zum Thema Geschichte, Emotionen und Geschichtskultur und in Hinblick auf historische Vorbilder. Zum anderen stehen ganz konkrete Projekte und Initiativen zur Debatte. Anhand der Konzeptionen von neuen Heimatmuseen beziehungsweise didaktischer Angebote zur Darstellung und Deutung von Flucht und Vertreibung sowie Inklusion und Exklusion soll diskutiert werden, inwiefern heutige geschichtskulturelle Repräsentationen als Projektionen zur Aushandlung von Heimatgefühlen dienen. Welche Narrationen bestimmen historische Darstellungen, wie werden sie auf aktuelle Entwicklungen bezogen, welche Zukunfsprognosen werden vorgestellt? Zu hinterfragen bleibt, ob geschichtskulturelle Praktiken und Repräsentationen überhaupt Orte von Heimatgefühlen sein können beziehungsweise sein sollten. Wie sehr eignen sie sich dann für die Übernahme in rechtskonservative beziehungsweise rechtspopulistische Argumentationen, wie können sie sich dagegen wehren?
Zeit & Ort
06.06.2019 - 07.06.2019
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Großer Sitzungssaal 94
Lentzeallee 94
14195 Berlin