Julia Reichheim
Promotion
- seit Juli 2016
Promotion bei Prof. Dr. Arnd Bauerkämper, Freie Universität Berlingefördert durch das Bärbel-Bohley-Promotionsstipendium der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Studium
- 2010 – 2013
Masterstudium der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Freien Universität BerlinMasterarbeit bei Prof. Dr. Arndt Bauerkämper: „Jüdisches Mäzenatentum im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Berlin und Hamburg im Vergleich.“
- 2006 – 2010
Bachelorstudium der Geschichte und der Ägyptologie an der Freien Universität Berlin
Beruf
- 2014 – 2016
Wissenschaftliche Volontärin in der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
- 2014
selbständige Mitarbeiterin der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
- 2011 – 2013
Studentische Hilfskraft im Zeitzeugenbüro und –archiv der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
- 2010 – 2011
Praktikum bei Kulturprojekte Berlin GmbH
- 2010
Praktikum in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
- 2010
Praktikum bei Zeitreisen GbR Veranstaltungs- und Projektmanagement
Forschungs- und Interessengebiete
- Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
- Opposition und Repression in der DDR
- Oral History
- Erinnerungsgeschichte
Dissertationsvorhaben
Kriminalität in der Stasi. Disziplinarmaßnahmen und Ermittlungsverfahren gegen Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit.
Das Promotionsvorhaben soll untersuchen wie das MfS Kriminalität seiner eigenen Mitarbeiter bewertete. Dabei umfasst Kriminalität hier alle Handlungen, die nach DDR-Recht strafbar waren. Dazu zählte beispielsweise Republikflucht und Spionage, sexueller Missbrauch, fahrlässige Tötung mit der Dienstwaffe, Diebstahl von Operativgeldern oder Unterschlagung von Wertgegenständen aus Effekten sowie das Herbeiführen von Verkehrsunfällen unter Alkoholeinfluss. Der Untersuchungszeitraum bezieht sich auf die Jahre von 1950 bis 1989. Meiner Hypothese zufolge flossen neben strafrechtlich relevanten Überlegungen auch interne Nützlichkeitserwägungen in die Beurteilung krimineller Handlungen mit ein, sodass der interne Sanktionierungsapparat der Staatssicherheit in einigen Fällen ein Strafverfahren führte und in anderen – „aus operativen Gründen“ – nicht.
Die Studie konzentriert sich dabei auf ca. 600 Fälle, die in der zentralen MfS-Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen bearbeitet worden sind. Neben einer statistischen Auswertung der Straftaten wird ein soziologisches Profil der straffällig gewordenen MfS-Mitarbeiter erstellt, das neben Alter, Herkunft sowie Arbeitsort und Tätigkeit auch die Motive der Betroffenen berücksichtigt, um die Frage zu beantworten, ob Angehörige der Stasi in Einzelfällen widerständiges Verhalten zeigten. Um die Beziehungen des MfS zu seinen ehemaligen Angehörigen nach Beendigung der offiziellen Zusammenarbeit zu untersuchen, werden außer den Ermittlungsverfahren im Vorfeld der Gerichtsverhandlungen auch die Strafverbüßung im Vollzug sowie die Zeit nach der Haftentlassung betrachtet. Die Promotion orientiert sich dabei zweifach an einer kollektivbiografischen Methodik. Es gilt neben den Handlungsmustern straffällig gewordener MfS-Mitarbeiter auch diejenigen der Angehörigen der “internen Ermittlung“ systematisch zu analysieren und in den historischen Kontext einzuordnen. Der vom MfS geahndeten Kriminalität in den eigenen Reihen wird eine Auswahl beispielhafter, nicht strafrechtlich verfolgter Delikte asymmetrisch vergleichend gegenübergestellt.
Durch die gewählte mikrohistorische Perspektive lassen sich auch allgemeine Aussagen über die Lebens- und Erfahrungswelt der Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes sowie dessen Verflechtungen im Herrschaftsapparat der DDR herleiten.
Tagungsberichte
- zusammen mit Susan Baumgartl, Pia Heine und Jennifer Kunze: 11. Berlin-Brandenburgisches Forum für zeitgeschichtliche Bildung, in: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat, 36 (2014), S. 188-191.