Projekt 6
Das Tagebuch als transkultureller Ort bei Heinrich Witt, 1799-1890
Bearbeiter/in: Christa Wetzel, M.A.
Betreuer: Prof. Dr. Ulrich Mücke (Historiker, Hamburg)
Kurzbeschreibung
In diesem Projekt wird personbezogen nach der Wahrnehmung kultureller Grenzen, Grenzüberschreitungen und Vermischungen gefragt, welche mit der Intensivierung des Handels im atlantischen Raum im 19. Jahrhundert verbunden waren. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwiefern die mit längeren außereuropäischen Auslandsaufenthalten verbundene Tätigkeit als Händler zu einer Lösung von den eigenen kulturellen Wurzeln und zur Entstehung eines nicht mehr national oder regional zu bestimmenden kulturellen Ortes führte. Gegenstand der Untersuchung ist das fast 10.000 Seiten umfassende Tagebuch von Heinrich Witt, eines Kaufmanns aus Altona, der einen großen Teil seines Lebens in Peru verbrachte. Anhand dieser einzigartigen Quelle soll nach dem Personkonzept Witts hinsichtlich seiner Tätigkeit als internationaler Kaufmann und Tagebuch schreibender Europäer in Südamerika gefragt werden. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, welche Rolle das Tagebuch für die Konstruktion des Wittschen Selbstverständnisses spielte. Schuf Witt sich durch das Tagebuchschreiben einen Ort, dem er sich zugehörig fühlen konnte? Und diente das Tagebuch Witt dazu, ein Selbstverständnis als vermeintlich überlegener Europäer und Modernisierer in Südamerika zu entwickeln und – gerade auch für seine Nachfahren – zu sichern? Die Diskussion dieser Fragen soll einen personbezogenen Beitrag zur Forschung über transnationale Beziehungen und internationale Verflechtungen leisten, welcher das Zusammenwachsen der Welt aus der Perspektive eines einzelnen aktiv an diesem Zusammenwachsen Beteiligten analysiert.