Projekt 5
Geständnisse japanischer Kriegsgefangener in chinesischer Kriegsgefangenschaft
Bearbeiterin: Dr. Petra Buchholz
Betreuerin: Prof. Dr. Irmela Hijiya-Kirschnereit
Kurzbeschreibung
Im Zentrum dieses Projekts stehen Selbstzeugnisse von japanischen Militärangehörigen, die während ihrer siebenjährigen Kriegsgefangenschaft (1950-56) in China ein Bekenntnis ihrer Kriegsverbrechen ablegten und auch nach ihrer Heimkehr daran festhielten. Das radikale Umdenken der ehemaligen Kriegsgefangenen wurde in der japanischen Öffentlichkeit als Ergebnis von Gehirnwäsche interpretiert, eine Unterstellung von nicht-authentischem Denken, die die Heimkehrer in eine besonders prekäre Kommunikationssituation versetzte. Bekenntnisse nehmen als Schreibanlass eine herausgehobene Stellung ein und erlauben durch die explizite Benennung von Gut und Böse, Falsch und Richtig bzw. Schuld und Möglichkeiten der Wiedergutmachung wichtige Rückschlüsse auf das zugrundeliegende Personkonzept. Ausgehend von einer Kontextualisierung des Bekenntnisses in den ostasiatischen Kulturen soll anhand einer Auswahl der noch zu erschließenden Selbstzeugnisse untersucht werden, inwiefern diese als Selbstzeugnisse einer willentlich getroffenen Entscheidung betrachtet werden können, welche Konstellationen zum radikalen Gesinnungswandel bewogen haben, und welche Gruppenbindungen sowohl für das Zustandekommen der Geständnisse als auch für das Festhalten an der politischen Konversion nach der Heimkehr ausschlaggebend waren. Untersucht werden soll weiterhin, ob die Entwicklung von Schuldbewusstsein für Verbrechen, die zuvor nicht als solche betrachtet wurden, auf einen Wechsel des Personkonzepts hindeutet. Die Dokumente sollen darüber hinaus unter der Fragestellung analysiert werden, welchen Beitrag sie zu einer Aufarbeitung der Kriegserfahrung in der japanischen Nachkriegsgeschichte leisteten. Eine erste Publikation dazu soll zum Ende der ersten Projektphase vorgelegt werden. Übersetzung und digitale Edition einer aussagekräftigen Auswahl sind für die anschließende Projektphase geplant.
Dr. Petra Buchholz