Osmanische Gesandschaftsberichte
Die diplomatische persona im politischen Ritual: Osmanische Gesandtschaftsberichte
Bearbeiter: Abdullah Güllüoğlu, M.A.
Betreuerin: Prof. Dr. Barbara Kellner-Heinkele
Kurzbeschreibung
Die Forschung hat osmanischen Gesandtschaftsberichten bislang wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Untersuchungen, die Gesandtschaftsberichte als Selbstzeugnisse zu lesen versuchen, liegen nicht vor. Das Projekt versucht, osmanische Gesandtschaftsberichte aus der Habsburgermonarchie erstmals systematisch als Selbstzeugnisse zu lesen, um Personkonzepte osmanischer Diplomaten zu rekonstruieren und auf diese Weise Einblicke in den hochkomplexen Zusammenhang von Differenzerfahrung und Selbstthematisierung in politischen Annäherungs-, Begegnungs- und Verhandlungsritualen zu gewinnen.
Angesichts der ungünstigen Forschungslage hat das Projekt zusätzlich die Aufgabe, zu grundsätzlichen Aussagen über Form und Inhalte osmanischer Gesandtschaftsberichte zu gelangen, da hier eine Forschungslücke klafft. Inwiefern handelt es sich hier um Schreiben als (eigen-) kulturelle Praxis? Lässt sich ein Wandel in der Form feststellen? Lassen die Berichte einen Wandel in der Selbstpräsentation erkennen? Wie rezipieren sie/reagieren sie auf (sich wandelnde?) Zeremonielle? Das Projekt sollte als Beitrag zur Mentalitätsgeschichte auch versuchen, die These von der osmanischen Zurückhaltung in der Ausrichtung von Gesandtschaften bzw. in der Einrichtung von dauerhaften Botschaften zu hinterfragen. Lässt sich eine Assimilation osmanischer diplomatischer Gepflogenheiten an europäische feststellen? Diese Fragen haben jeweils unmittelbar mit dem Selbst-Bewusstsein eines jeden Gesandten zu tun. Schließlich ist ausdrücklich zu fragen, welche kulturellen Hintergünde zur Selbstthematisierung bei osmanischen Gesandten und Gesandtschaftspersonal führen.