Frau Julia Giessler - "Die Praxis der Körpermarkierung in akkadischen Texten des 2. und 1. Jahrtausends"
In meinem Dissertationsprojekt beschäftige ich mich mit akkadischen Belegen für Tätowierungen, Brandmarkierungen und weiteren Formen der Körpergestaltung und -modifikation. Anders als die Befunde aus sumerischen Quellen, wurden die zahlreichen jüngeren Zeugnisse mesopotamischer Körpermarkierungen bislang nicht als eigenständiges Thema bearbeitet. Ziel des Projekts ist die Zusammenstellung und Auswertung der Quellen nach phänomenologischen und terminologischen Gesichtspunkten.
Zunächst werden die grundlegen Fragen nach den Akteuren und den Techniken des Markierungsvorgangs erörtert: Welche Tiere und Personen(gruppen) werden markiert? Welche Körperpartien werden genutzt? Wie und durch wen werden diese Prozesse durchgeführt? Anschließend folgen Einzeluntersuchungen zu den überlieferten Formen graphischer Markierungen. Hierzu gehören Personennamen, die als Eigentumskennzeichen an den Händen von Sklaven angebracht wurden, weitere schriftliche Markierungsformen sowie verschiedene Göttersymbole, die auf eine Zugehörigkeit der markierten Lebewesen zu einem Tempel verweisen. Die Funktionen und Überlieferungskontexte dieser und weiterer Zeichen am Körper werden abschließend gegenübergestellt. In juristischen und administrativen Dokumenten, durch die das Gros der Belege auf uns gekommen ist, zeigen sich Körpergestaltungen und -modifikationen in erster Linie als Hilfsmittel zur Eigentumsmarkierung und als Statuskennzeichen der unteren sozialen Schichten. Kontrastiv werden weitere, weniger gut bezeugte Funktionen von Markierungen im sozialen Alltag sowie in Kult und Religion aufgezeigt. Hierbei werden auch die Relationen zwischen künstlich geschaffenen Markierungen und natürlichen, bzw. von göttlicher Hand erstellten Zeichen am Körper untersucht.
Betreuer: Prof. Dr. Eva Cancik-Kirschbaum, Dr. Rosel Pientka-Hinz, PD.
Förderung im Rahmen des ehemaligen DFG-Graduiertenkollegs 1458 („Schriftbildlichkeit“: Über Materialität, Operativität und Wahrnehmbarkeit von Notationen).