The Cuneiform Lexical Text “Word List Z” / Die Keilschrift Lexikalische Liste "Wortliste Z"
Zu den frühesten Beispielen der Keilschrift, die bis ca. 3200 v. Chr. zurückreichen, gehören Texte, die lexikalische Listen genannt werden. Diese Texte sind Verzeichnisse, die um ein gemeinsames Thema angeordnet sind, wie Ortsnamen, Tiere und Pflanzen, Berufe oder ähnliche Themen. Ein solcher Text, der in der Mitte des dritten Jahrtausends, ca. 2600 v. Chr., in den Keilschriften auftaucht, ist als Wortliste Z bekannt. Bis heute ist der Text nur unzureichend untersucht worden, und die Vorschläge für die Interpretation dieses Textes reichen von einem literarischen Text bis hin zu einer lexikalischen Sammlung. Das Ziel dieses Projekts war es daher, diesen einzigartigen Text gründlich zu untersuchen und seinen Platz innerhalb der mesopotamischen lexikalischen Tradition zu verstehen.
Das Projekt rekonstruierte den Text aus den vorhandenen sechs Keilschriftmanuskripten und erstellte eine Edition, eine Übersetzung und einen Kommentar des Textes. Die Untersuchung ergab, dass trotz der Beschädigungen und Lücken in den erhaltenen Keilschrifttafeln etwa 75% des Textes rekonstruiert werden können. Außerdem ergab ein Vergleich der Wortliste Z mit anderen zeitgenössischen Texten, dass es sich bei dem Text eigentlich nicht um ein Stück Literatur, sondern um eine Liste von Personennamen handelt. Diese Namen finden sich alle in Verwaltungsdokumenten wieder, die aus der gleichen Zeit stammen wie das früheste Manuskript des Textes (ca. 2600 v. Chr.). Die geographische und zeitliche Ausdehnung der erhaltenen Manuskripte sowie die Art der Tafeln, die zur Überlieferung des Textes verwendet wurden (Tonprismen und große mehrspaltige Tafeln), zeigen, dass der Text höchstwahrscheinlich zur so genannten "Allbabylonischen Tradition" gehört, einer wichtigen Gruppe von gelehrten Texten, die Teil der Schreibertradition des dritten Jahrtausends v. Chr. im Alten Orient waren. So konnte das Projekt zeigen, dass der Text Wortliste Z in diese traditionelle Gruppe von Gelehrtentexten aufgenommen werden sollte und in frühdynastische Personennamenliste A umbenannt werden kann. Der Text wurde höchstwahrscheinlich, wie die anderen Gelehrtenlisten, verwendet, um das Erbe des Schreiberwissens zu bewahren, sowie während des Prozesses der Ausbildung neuer Schreiber die korrekte Ausführung der Keilschriftzeichen. Insgesamt konnte im Rahmen des Projekts eine wichtige Ergänzung zum Korpus der frühen Gelehrtenschriften rekonstruiert und untersucht werden.
Institution: Institut für Altorientalistik
Leitung: Dr. Nicholas Kraus, Stipendiat
Förderung: Fritz Thyssen Stiftung
Laufzeit: 01.12.2018 - 01.11.2019