Springe direkt zu Inhalt

Setting the Wedge

Projektlaufzeit:
01.01.2015 — 31.03.2017

"Setting the Wedge" ist ein Kooperationsprojekt der Freien Universität Berlin, der Hebrew University Jerusalem und des Vorderasiatischen Museums zu Berlin, das seit 2015 zunächst für drei Jahre durch die German-Israeli Foundation for Scientific Research and Development gefördert wird. Die Leitung obliegt Univ.-Prof. Dr. Eva Cancik-Kirschbaum, Berlin, und Univ.-Prof. em. Dr. Uzy Smilansky, Jerusalem, das Vorderasiatische Museum wird durch Hon.-Prof. Dr. Joachim Marzahn vertreten.

Ziel ist die Entwicklung einer geometriebasierten Methode zur Erkennung von einzelnen Schriftzeichen und Handschriften in Keilschrift. Die Keilschrift war von ca. 3300 v. Chr. bis 100 n. Chr. im heutigen Irak, Syrien, der Türkei und der Levante in Gebrauch und stellt ein Schriftsystem dar, dessen Zeichen mit einem Griffel in die geglättete, noch feuchte Oberfläche einer Tontafel gedrückt werden, so dass der Griffel einen Negativabdruck seiner Spitze in Form dreier nicht-planarer Polygone im Ton hinterlässt. Anhand dieser Polygone und der individuellen Kapillarlinien des Schilfrohrs lassen sich Griffel eindeutig identifizieren. Die Ausbildung der Schreiber folgte einem strengen Curriculum; da der Eindruck des Griffels auch die feinsten Dynamiken des Schreibprozesses konserviert, hinterließ jeder Schreiber den Abdruck seiner individuellen Handschrift. Inwiefern ihre idiosynkratischen Merkmale durch individuelle Schreibtechnik und diachrone Entwicklung der Griffelform beeinflusst wurden, ist bislang nicht untersucht.

Derartige Fragestellungen werden im Projekt „Setting the Wedge“ in zwei Fallstudien anhand von 3D-Modellen von 40 Tontafeln des Vorderasiatischen Museums zu Berlin untersucht. Set 1 umfasst Tontafeln aus dem Zeitraum von ca. 3300 bis 500 v. Chr. Anhand dieser Auswahl soll die historische und regionale Entwicklung des Griffels verfolgt und skizziert werden. Set 2 umfasst eine Zusammenstellung assyrischer Texte der 2. Hälfte des 2. Jts. v. Chr., deren Verfasser einer Familie königlicher Schreiber entstammten. Die auf den Tafeln erhaltenen Schlussvermerke (sog. Kolophone) geben Auskunft über Identität und Ausbildungsgrad des Verfassers zum Zeitpunkt der Niederschrift. Anhand dieser Auswahl sollen zum einen die historische und regionale Entwicklung des Griffels skizziert und zum anderen die Ausbildung und Entwicklung individueller schriftbildlicher Merkmale untersucht werden.

Die Errechnung der 3D-Modell erfolgte auf Grundlange von 3D-Scans mit dem Streifenscansystem PTM-1600 und einer 3D-Erfassung mit einer Auflösung von ca. 0,03 mm.

Das Projekt verfolgt einen geometrischen Ansatz. Die Keilschriftzeichen auf einer Tontafel setzen sich aus einer spezifischen Kombination einzelner, mit demselben Griffel eingedrückter Keile zusammen. Die einzelnen Keile eines Keilschriftzeichens werden erzeugt, indem der Griffel in verschiedenen Ausrichtungen, Positionen und Tiefen in den Ton gedrückt wird, so dass die mathematische Analyse des dreidimensionalen Griffelabdrucks im Keil die exakte Bestimmung der Form der verwendeten Griffelspitze ermöglicht. Ist die Griffelform bekannt, lässt sich ein Keilschriftzeichen vollständig geometrisch charakterisieren.

Die mathematische Analyse der Keilabdrücke erfolgt durch die an der HU Jerusalem entwickelte Software StylusAnalysisTool. Die erste Phase des Projektes widmet sich der Analyse einzelner Keile mit dem Ziel der exakten Identifizierung der jeweils verwendeten Griffelspitze. Auf dieser Datengrundlage werden in der zweiten Phase zunächst komplexe Zeichenformen analysiert und anschließend Schriftbildanalysen vorgenommen.

Institution: Institut für Altorientalistik
Leitung: Prof. Dr. Eva-Cancik-Kirschbaum (FU Berlin), Prof. Uzy Smilansky (Hebrew University, Jerusalem)
Förderung: German Israeli Foundation
Laufzeit: 2015-01-01 - 2017-12-31

Mentoring
Tutoring
berliner-antike-kolleg.org/
banner-altorient-05