Alttürkische Runeninschriften in der Republik Altai
Institution: |
Institut für Turkologie |
Leiter/in: | Prof. Dr. Claus Schönig |
Mitarbeiter/innen: | Dr. Irina Nevskaya |
Förderung: | Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) |
Laufzeit: |
01.08.2011 — 31.07.2012 |
Kurzbeschreibung
Gegenstand des Projektes sind ins 8. - 10. Jh. n. Chr. datierte Inschriften in der Republik Altai der Russischen Föderation. Mehrere hundert in der so genannten alttürkischen Runenschrift geschriebene Stelen- und Felsenschriften (sowie eine kleine Zahl von kurzen Texten in dieser Schrift auf Nutzgegenständen) sind in der Mongolei, im gesamten zentral-südsibirischen Raum, einige auch in China, Kasachstan und Kirgistan entdeckt worden. Am bekanntesten und sprachlich, literarisch und historisch am besten erforscht sind die Herrscherinschriften der Mongolei, das älteste erhaltene türksprachlichige Schrifttum. Weiter im Westen des sich bis Ungarn erstreckenden eurasischen Steppengürtels wurden mehr als hundert weitere runenartige Inschriften gefunden, die allerdings noch nicht als entziffert gelten können. Die meisten Runeninschriften der Mongolei sowie der chakassischen und tuvinischen Republiken sind schon seit mehr als einem Jahrhundert bekannt; die Mehrheit der uns bekannten Altai-Inschriften sind dagegen erst in den letzten Jahren entdeckt worden und vor diesem Projekt gar nicht, oder nur unzureichend bearbeitet. Dieses Vorhaben strebt eine volle Bearbeitung des Korpus dieser Inschriften an, samt einer systematischen Graphematik und Orthographie. Damit soll auch ein Beitrag zum besseren Verständnis aller Inschriften dieses Typs geleistet werden; insbesonder die Inschriften der Kyrkyz und Tschik in Zentralsüdsibirien, in denen es u.a. noch unverstandenen Zeichen gibt.
Für die Behörden der Republik Altai und für die gesamte Bevölkerung dieser Region werden diese Untersuchungen den Ausgangspunkt für umfassende Denkmalschutzmaßnahmen bieten. Es ist eine dringende Aufgabe, diese Inschriften zu dokumentieren: Die Steine werden durch die Erosion unter dem Einfluss dem extrem kontinentalen Klimas durch Naturkatastrophen zerstört. Dieser Prozess wird durch die rasante wirtschaftliche Entwicklung des Gebiets als Rekreationsgegend für das gesamte Russland, durch die dadurch bedingte Straßenbau- und Meliorationsarbeiten und durch Vandalismus von Touristen und der Lokalbevölkerung noch beschleunigt. Das Projekt soll diese Inschriften und die Informationen, die sie enthalten, voll dokumentieren, katalogisieren und sie mittels moderner Technologien inklusiv GPS kartographisieren. Diese Datenbasis soll u.a. über das Internet der Forschung und dem internationalen Publikum zugänglich gemacht werden, um die Inschriften für die Wissenschaft und auch für die Altaier selbst zu retten und ihre paläographische, linguistische, historische oder religionswissenschaftliche Erforschung zu ermöglichen.