Kristina Iwata-Weickgenannt (DIJ): "Fukushima leben" oder Heimat als Konstruktion - Die Katastrophenliteratur von Wagō Ryōichi und Yū Miri
Dienstag, 7. Mai 2013
Kurz nach "3.11" begann der in Fukushima ansässige Lyriker Wagō Ryōichi, seine Katastrophenerfahrungen in Gedichte zu fassen und via Twitter zu verbreiten. Die Wahl dieses Publikationsmediums machte ihn über Japan hinaus schlagartig bekannt. Der insgesamt positiven Reaktion steht indes auch massive Kritik gegenüber, die bis zu Vergleichen mit Kriegspropaganda reicht. Ich behaupte dagegen, dass Wagōs Katastrophenlyrik im Gegenteil als mit einer expliziten Abgrenzung von Nationaldiskursen einhergehende Selbstbehauptungspoesie gelesen werden kann. In diesem Zusammenhang sollen zudem überraschende Parallelen zur Diasporaliteratur der koreanischen Minderheit in Japan aufgezeigt und am Beispiel der Autorin Yū Miri und ihrer 'Fukushima'-Erfahrung diskutiert werden.
Zur Person:
Kristina Iwata-Weickgenannt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Japanstudien, wo sie sich mit literarischen Repräsentationen von Prekarität und der Nuklearkatastrophe von "Fukushima" auseinandersetzt. Die japankoreanische Literatur bildet einen weiteren Schwerpunkt ihrer Arbeit.