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Ulman Stromer

Ulman Stromer

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Ulman Stromer [Stromeir]

Patrizier; Kaufmann, Montanunternehmer, Gründer der 1. dt. Papiermühle; Ratsherr, Bürgermeister; röm.-kath.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 06. 01. 1329 Nürnberg

† 03. 04. 1407 Nürnberg

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

entstammte einer patrizischen Kaufmannsfamilie, die u.a. im Montanbereich geschäftliches Interesse besaß (Oberpfalz); als 12. von 18 überlebenden Kindern des Nürnberger Handelsherrn Heinrich ChS und seiner 2. Frau Margret Geusmid geboren; als sicher gilt, dass er in verschiedenen Niederlassungen der Großfirma − vermutl. Barcelona, Genua, Mailand, Krakau − seine Ausbildung erhielt; 1358 Heirat mit Anna Hegnein (gest. 1365), deren Vater der reichste Hammer- und Hüttenbesitzer von Sulzbach war, und 1366 nach deren Tod mit Agnes Groland; die Grolands betrieben Fernhandel nach Schlesien, Österreich und Ungarn, die Hegnein waren zu ihrer Zeit die reichsten Montanunternehmer in der Oberpfalz; mehrere Kinder; seit 1371 bis 1405 mehrfach im Rat und mehrfach Bürgermeister, verschiedene auswärtige Gesandtschaften im Auftrag der Stadt; ab 1372-90 Pfleger von St. Clara, ab 1390 oberster Stadtbaumeister; er leitete gemeinsam mit seinen Brüdern das Großhandelshaus, dessen Geschäfte von Barcelona bis Riga und Asow reichten; seit 1393 Chef des Familienunternehmens; 1392 nahm seine Papiermühle als erste im deutschen Raum die Produktion auf; seit 1396 als Bürgermeister im höchsten städt. Amt; finanzielle und pers. Verbindung zu den Pfälzer Wittelsbachern: 1401 war Königin Elisabeth − verh. mit Ruprecht v. d. Pfalz − Patin einer Enkelin von USt; starb an der Pest

1.4. Literatur zur Person

VL1 4 (1953) 300-304 (B. Schmiedler); VL2 9 (1995) 457-460 (Lotte Kurras); ADB 36 (1893) 617f. (E. Mummenhoff); Nürnberger Gestalten aus neun Jahrhunderten. Ein Heimatbuch zur 900-Jahr-Feier ... Nürnbergs. Hg. v. Stadtrat zu Nürnberg. Nürnberg 1950, 20-24 (Artur Kreiner); Lore Sporhan-Krempel/Wolfgang von Stromer, Das Handelshaus der Stromer von Nürnberg und die Geschichte der ersten deutschen Papiermühle. In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 47 (1960) 81-104; dies./ders., Die früheste Geschichte eines gewerblichen Unternehmens in Deutschland: Ulman Stromers Papiermühle in Nürnberg. Mit einem Wasserzeichengutachten von Gerhard Piccard. In: Archiv f Gesch des Buchwesens 4 (1963) 187-212; Karl Bosl, Das staufische Nürnberg. Pfalzort und Königsstadt. In: Gerhard Pfeiffer (Hg.), Nürnberg − Geschichte einer europäischen Stadt. München 1971, 16-29: 29; Rudolf Endres, Sozialstruktur Nürnbergs. In: Gerhard Pfeiffer (Hg.), Nürnberg − Geschichte einer europäischen Stadt. München 1971, 194-199: 196; Wolfgang von Stromer, Wirtschaftsleben unter den Luxemburgern. In: Gerhard Pfeiffer (Hg.), Nürnberg − Geschichte einer europäischen Stadt. München 1971, 92-100: 94. 98; August Nitschke, Die Stellung des Kindes in der Familie im Spätmittelalter und in der Renaissance. In: Alfred Haverkamp (Hg.), Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt. (= Städteforschung A 18). Köln/Wien 1984, 215-243: 220

2.1. Quelle: benutzte Edition

Ulman Stromer, Püchel von meim geslechet und von abentewr. 1349 bis 1407. Hg. von Karl Hegel. In: Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürnberg. Hg. von Karl Hegel. Bd. 1. (= Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Bd. 1). Leipzig 1862 (= ND Göttingen 1961), 25-106

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

kritische Ausgabe nach der Originalhandschrift und einer Abschrift, die Zusätze des Autors enthält; ungekürzt und sprachlich unverändert. Reihenfolge geändert, aber nach der angegebenen Paginierung der Handschrift rekonstruierbar; Kapitelzählung vom Hg. eingeführt. Die ursprüngliche Textanordnung war (nach Hegels Kapiteleinteilung): c. 26-29. 1. 33. 34. 2. 30 (1. Hälfte). 36. 4. 8. 32. 3. 6. 7. 5. 35. 10-17. 9. 18. 20. 23. 19. 24. 25. 30 (2. Hälfte). 31

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Hegel ed. (s.o. 2.1.) 3-20; VL2 (s.o. 1.4) 458f.: 458 (USt gilt „nicht nur als der erste Nürnberger Chronist, sondern auch als der erste bürgerliche Verfasser einer Aufzeichnung mit autobiographischen Zügen.“); Werner Mahrholz, Dt. Selbstbekenntnisse. Ein Beitrag zur Gesch. der Selbstbiographie v. der Mystik bis zum Pietismus. Berlin 1919, 44-46; Adolf Rein, Über die Entwicklung der Selbstbiographie im ausgehenden deutschen Mittelalter. In: Archiv f Kulturgesch 14 (1919) 193-213: 198. 201; Walter E. Vock, Ulman Stromeir (1329-1407) und sein Buch. Nachträge zur Hegelschen Ausgabe, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 29 (1928) 85-168; Wolfgang von Stromer, Das Schriftwesen der Nürnberger Wirtschaft vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Zur Geschichte Oberdeutscher Handelsbücher. In: Stadtarchiv Nürnberg (Hg.), Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte Nürnbergs. Bd. 2. (= Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 11/II). Nürnberg 1967, 751-799: 781-785; de Boor/Newald IV,1 (1970) 147f.; Friedrich-Wilhelm und Erika Wentzlaff-Eggebert, Deutsche Literatur im späten Mittelalter 1250-1450. (= Rowohlts deutsche Enzyklopädie). Bd. 3: Neue Sprache aus neuer Welterfahrung. Mit Lesestücken. Reinbek bei Hamburg 1971, 59f.; Wenzel 2 (1980) 11-16 (Lit.); ders., Zu den Anfängen der volkssprachigen Autobiographie im späten Mittelalter. In: Daphnis 13 (1984) 59-75: 66-69; Barbara Schmid, Schreiben für Status und Herrschaft. Deutsche Autobiographik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Zürich 2006, 67-71

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

Teil-Faksimile: Ulman Stromer, Püchel von mein geslecht und von abentewr. Teilfaksimile und Kommentarband, bearb. v. Lotte Kurras. (Zur 600-Jahrfeier der Gründung der ersten Papiermühle Deutschlands hg. v. Verband Deutscher Papierfabriken). 1990; Teilabdruck: Wenzel 2 (1980) 17-43 (nach Hegel ed. [s.o. 2.1.]); Auszug: Wentzlaff-Eggebert (s.o. 2.3.) 210-213

3.1. Abfassungszeit

ab 1360 schrieb er am „Püchel ...“, das erhaltene Autograph: ca. 1385/90-1407

3.2. AdressatInnen

nicht ausdrücklich genannt; vermutlich: selbst und Erben − zu erschließen v. a. aus c. 31 (Papiermühle): Die dort referierten Verträge mit Angestellten enthalten jeweils die Klausel „mir und meinen Erben“

3.3. Funktion der Quelle

den sozialen, rechtlichen und Besitzstatus der Familie wahren helfen durch Kenntnis der verschiedenen Bindungen; v. a. eigene Orientierung

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

hsl.; neben dem Original auch Abschriften (teils im Gebrauch der Familie, teils im Gebrauch von Stadtchronisten), die teils Zusätze des Autors enthalten, teils gekürzt sind (um die autobiographischen Anteile, manche zusätzlich um die familiengeschichtlichen Mitteilungen); Ort: StaatsA Nürnberg

4.1. Berichtszeitraum

1205-1407

4.2. Sprache

dt.

4.3. Form der Quelle

Prosa, Ich-Form; verschiedenste hist., familiäre, geschäftl. Aufzeichnungen zum Gebrauch; gehört „in den Umkreis der kaufmännischen Handlungsbücher, die im Großbürgertum des 14. Jh.s die Keimzelle zur Entwicklung einer bürgerlichen Selbstbiographie wurden.“ (VL2 [s.o. 1.4] 459); kaum als Geheimbuch gedacht: eine von USt selbst erarbeitete, erweiterte Fassung ist nur in zeitgenöss. Abschriften überliefert; im Rahmen von Nürnberger chronikalischen Aufzeichnungen ist USts „Püchel ...“ mind. bis ins 17. Jh. immer wieder abgeschrieben und ausgewertet worden

4.4. Inhalt

Familiengeschichte und -verbindungen, Firmengeschichte, Stadtgeschichte, Reichsgeschichte, Notizen über Zölle, Währungen, Preise, Gewichte, Verträge; Lebensgeschichte

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