Springe direkt zu Inhalt

Sebastian Leonhart

Sebastian Leonhart

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Sebastian Leonhart

Lehrer, Fürstenerzieher, Hofrat, Bibliothekar; ref.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* Okt. 1544 Freiberg

† 11. 10. 1610 Erfurt

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

Vater Barettmacher, Heirat der Eltern 1543, in Dresden aufgewachsen, wo seine Eltern auch später wohnten; Mutter schickte SL zur Schule und zum Privatunterricht, erster Unterricht bei M. Nic. Caesius; Vater Meistersinger − fördert Musikunterricht des Sohnes, der urspr. Kantor werden wollte; ab Juni 1555 Schüler der Kurfürstenschule in Meißen bei Georg Fabricius, v. Dresdner Stadtrat ausgewählt mit Patronage u.a. des Lehrers und auf Betreiben v.a. der Mutter, dort v.a. unter der Obhut des Rektors (Sonderförderungen); 1560 Empfehlung des Rektors an den Dresdner Rat f. ein Stipendium und Bewilligung; 1561 Wechsel nach Leipzig zum Studieren, hier Anschluss an die Familie Camerarius; Herbst 1561 Bacc. art.; 1564 landesherrliches Stipendium und Studium in Wittenberg, nach Wittenberg ging er durch Vermittlung des Hofpredigers Schütz, des philippistischen Erziehers v. Kurprinz Christian; in Wittenberg Bekanntschaft mit Peucer; Plan des Med.-Studiums; Febr. 1565 M.A.; Jan. 1566 v. Dresdner Rat in den Schuldienst gestellt; Anfang 1569 Prof. in Schulpforta bei Meißen; Jan. 1573 Erzieher der beiden Sachsenprinzen Christian II. und Johann Georg I. in Coburg; Aug. 1578 zus. mit ihnen an der Univ. Leipzig, dort Auseinandersetzung mit Andreae; Aug. 1581 wieder zurück nach Coburg; als Erzieher legte er ein Register an, in dem die vollzogenen Strafen mit Abbildungen dargestellt sind (sog. schwarzes Reg., Ort: SLB Dresden); 1583 mit seinen Zöglingen in Heidelberg; 1584 Ende der Stelle; Juni 1585 Verlobung, Sept. Heirat; Jan. 1587 Hofrat v. Hz. Johann Casimir (sein Schwiegervater war Kammersekretär); Juni 1588 Fürstenerzieher und Bibliothekar in Dresden beim Kurf. Christian I. v. Sachsen; im Auftrag Christians I. gab er 1589 ein Gebetbuch, einen Katechismus und ein Gesangbuch heraus, ND 1591; Nov. 1591 nach dem Tod des Kurf. Christian I. Entlassung wg. Verdachts falscher Lehre; nach seiner Entlassung blieb er noch einige Jahre in Sachsen; noch 1594 war er in Dresden v. Abendmahl ausgeschlossen; später ging er f. etliche Jahre nach Arnstadt, v. wo aus ihn Mgf. Johann Casimir, sein ehem. Schüler, 1605 zum außerordentlichen Lehrer der Universalgesch. mit dem Titel eines Prof. am Gymnasium in Gotha berief; schon nach einiger Zeit aber ging er nach Erfurt, wo er als Zolleinnehmer starb; eine Tochter und ein Sohn; übers. folgende Werke aus dem Lat.: (a) Herm. Schoteni Tractatus de vita honesta, (b) Adr. Barlandi Institutio Christiani hominis, (c) Ant. Panormitae Dicta & facta Alphonsi Aragonum & Neapolis Regis, diese gab er 1592 in Leipzig heraus

1.4. Literatur zur Person

Jöcher 2 (1750) 2381f. (danach dt. Übers. hg. Leipzig 1592, ND Zerbst 1613); Jöcher-Adelung 3. Erg.-Bd. (1810) 1639; Thomas Klein, Der Kampf um die Zweite Reformation in Kursachsen, 1586-1591. (= Mitteldeutsche Forschungen 25). Köln/Graz 1962, 151-157; Matthias Meinhardt, Mag. Sebastian Leonhart (1544-1610). Bildungs- und Karriereweg eines wettinischen Fürstenlehrers und Hofbibliothekars. In: Vjs für Sozial- und Wirtschaftsgesch 90 (2003) 44-75 (Ankündigung einer krit. Ed.: 45 Anm. 2; bislang nicht erschienen)

2.1. Quelle: benutzte Edition

Kurtze vnd einfeltige Beschreibung totivs cvrricvli vitae, Welcher gestalt ich M. Sebastianus Leonhart / mein gantzes Leben / Thun vnd Wandel / vom 1544. Jar an / bis vff dieses 1592. Jar / durch Go(e)ttliche hu(e)lffe vnd beystand gefu(e)hret vnd verbracht habe. Von mir selbsten vor meinem Ende zusammen gefasset / vnd fu(e)rnemlich meiner kinder halben ordentlich verzeichnet. Mirifice Suos liberat Dominus. Gedruckt zu Dresden, Jm Jahr, 1592

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

Orig.-Druck

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Hans Rudolf Velten, Das selbst geschriebene Leben. Eine Studie zur dt. Autobiographie im 16. Jahrhundert. (= Frankfurter Beiträge zur Germanistik 29). Heidelberg 1995, 116-121; Jancke (2002) 110-112 (Patronage)

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

-

3.1. Abfassungszeit

1591/92

3.2. AdressatInnen

um der Kinder willen; gelehrtes (und höf.?) Publikum

3.3. Funktion der Quelle

nicht Ruhm, sondern Zeugnis guten Gewissens f. die Kinder; sich selbst erinnern an göttliche Führung und Erhaltung; Lob und Dank f. Gott; guten Namen, der nach der Entlassung beschädigt ist, der Kinder wg. und wohl auch eigener weiterer Anstellungen halber aufrichten

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

v. Verf. zum Druck gegeben (?)

4.1. Berichtszeitraum

1543 (Heirat der Eltern) -1591

4.2. Sprache

dt. mit lat. Dokumenten (Empfehlungsschreiben und Zeugnisse), einem lat. Gedicht und lat. Epitaphien f. den Vater und f. sich selbst

4.3. Form der Quelle

Ich-Form, Prosa

4.4. Inhalt

Bildungs- und Berufsautobiographie mit Schwerpunkt auf seinen durch Lehrer, Geldgeber, Dienstherren bestätigten Qualifikationen; Nennung der Lehrer und v. auswendig gelernten lat. Bekenntnistexten

nächster Eintrag
vorheriger Eintrag

Selbstzeugnisse im deutschsprachigen Raum