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Johannes Kepler

Johannes Kepler

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Johannes Kepler

Astronom; ksl. Hofmathematiker; Philosoph; Naturtheologe; prot.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 27. 12. 1571 Weil der Stadt (Württ.)

† 15. 11. 1630 Regensburg

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

ältester Sohn; Vater Heinrich (Sohn des Bürgermeisters v. Weil) Söldner, Wirt, dann wieder Söldner, verließ seine Familie wg. eines Kriegszuges, Mutter Katharina Guldemann (Tochter d. Bürgermeisters v. Eltingen) folgt ihm 1575 dorthin; frühe Kindheit bei Großeltern; mit fünf Jahren Pockenerkrankung, zurück blieben u.a. eine Schwächung seiner Augen und wiederkehrende Fieberanfälle; zunächst dt. Lese- und Schreibunterricht, dann Lateinschule in Leonberg; 1579 f. einige Jahre in Ellmendingen; 1583 Landexamen in Stuttgart (Begabtenförderung); 1584-1587 Klosterschulen in Adelberg und Maulbronn, 1587 Studium der Theologie an Univ. Tübingen; 1588 Bacc., seit 1589 im Stift und Theologiestudium; als Theologiestudent bekam er das Ruoffsche Stipendium der Stadt Weil (dort war sein väterlicher Großvater [1515-96] Kaufmann und Bürgermeister), Aussicht auf Kirchendienst in seiner Heimat, d.h. ebd. in Weil; 1591 Mag. und drei Jahre Theologiestudium; seit 1593 schloss sich JK der kopernikanischen Lehre an, Beginn v. Wetteraufzeichnungen; 1594 Math.- und Astronomieprof. an der Stiftsschule in Graz; 1597 Heirat mit Barbara Müller (zweifache Wwe.; 1573-1611), deren Vater Jobst in Gössendorf bei Graz eine Mühle besaß, in dieser Ehe fünf Kinder, davon drei jung gest.; unter dem Druck der Gegenreformation Aufgabe der Stellung; 1600 Gehilfe des ksl. Hofmathematiker Tycho Brahe in Prag, 1602 dessen Nachfolger: Kepler findet die ersten beiden „Keplerschen Gesetze“ aufgrund v. Brahes Beobachtungsmaterial (gedr. Prag 1609); seit 1612 (lt. TRE 18 [1989] 99 Bestallung 1611) Lehrtätigkeit als Landschaftsmathiker in Linz; dort drittes Keplersches Gesetz 1619, in „Harmonices mundi“, gedr.; 1613 Heirat mit Susanna Reuttinger (1589-1636), deren Vater in Eferding Schreiner war, in dieser Ehe sieben (sechs, TRE) Kinder, davon sechs jung gest.; verlässt Linz 1626 nach Ausweisung; 1627 Veröffentlichung der „Tabulae Rudolphinae“; 1628 Mathematiker bei v. Wallenstein in Sagan, Tod auf dem Reichstag in Regensburg; verfasste wichtige astronomische Schriften, außerdem Kalender, Ephemeriden, Erbauungstexte, Schriften über Astronomie und Astrologie, Optik, Chronologie, über das Geburtsjahr Christi, über die Berechnung v. Logarithmen und v. Weinfässern; prot., entwickelte später eine mehr ref. Abendmahlsauffassung

1.4. Literatur zur Person

ADB 15 (1882) 603-624 (Günther); NDB 11 (1977) 494-508 (Martha List) (Lit.); Dictionary of Scientific Biography 7 (1974) 289-312 (Owen Gingerich); LThK2 6 (1961) 118 (Heimo Dolch); LThK3 5 (1996) 1399f. (Hans-Dieter Mutschler); TRE 18 (1989) 97-109 (Fritz Krafft) (Lit.); RGG3 3 (1959) 1247f. (Carl Friedrich v. Weizsäcker); RGG4 4 (2001) 931f. (Jürgen Hübner); BBKL 3 (1992) 1366-1379 (Frank Reiniger); EncR 2 (1996) 374f. (Sheila J. Rabin); EncRen 3 (1999) 366-369 (Sheila J. Rabin); Sudetendt. Lebensbilder 1 (1926) 240-243 (Gustav Jaumann); Schwäbische Lebensbilder 3 (1942) 311-354 (Max Caspar); Max Caspar, Bibliographia Kepleriana. Verzeichnis der gedr. Schriften v. und über Johannes Kepler. Im Auftrag der Kepler-Komm. der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. München 21967 mit Erg.-Bd. zur 2. Auflage besorgt v. Jürgen Hamel (1998); Josef Engert, Keplers Philosophie und Astrologie. In: Kepler-FS 1930. 1. Teil: Johannes Kepler, der ksl. Math. Hg. v. Karl Stöckl. (= Berichte des Naturwiss Vereins zu Regensburg, H. 19, 1928/30). Regensburg 1930, 168-178 (mehr nicht ersch.); Carola Baumgardt, Johannes Kepler. Life and Letters. With an introduction by Albert Einstein. New York 1951; Walther Gerlach/Martha List, Johannes Kepler. Leben und Werk. München 1966; diess., Johannes Kepler. 1571 Weil der Stadt − 1630 Regensburg. Dokumente zu Lebenszeit und Lebenswerk. München 1971; Max Caspar, Johannes Kepler. Stuttgart 41995 (= ND der 3. Aufl., 1958, erg. um ein vollst. Quellenverzeichnis); Johannes Hemleben, Johannes Kepler in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten (= rm 183). Reinbek bei Hamburg 1971; Franz Hammer, Die Astrologie des Johannes Kepler. In: Sudhoffs Archiv 55 (1971) 113-135; Erhard Oeser, Kepler. Die Entstehung der neuzeitlichen Wissenschaft. (= Persönlichkeit und Gesch 58/59). Göttingen/Zürich/Frankfurt, M. 1971; Arthur Beer/Peter Beer (eds.), Kepler − Four Hundred Years. Proceedings of Conferences held in Honour of Johannes Kepler (= Vistas in Astronomy 18). Oxford 1975; J[ürgen] Hübner, Die Theologie Johannes Keplers zwischen Orthodoxie und Naturwissenschaft (= Beiträge zur hist Theologie 50). Tübingen 1975; Gérard Simon, Kepler. Astronome, astrologue. (= Bibliothèque des sciences humaines). Paris 1979; Siegfried Wollgast/Siegfried Marx, Johannes Kepler. Köln 1977; Johannes Hoppe, Johannes Kepler. Leipzig 41982; Barbara Bauer, Die Rolle des Hofastrologen und Hofmathematicus als fürstlicher Berater. In: August Buck (Hg.), Höfischer Humanismus. (= Mitteilungen der Komm f Humanismusforschung der DFG 16). Weinheim 1989, 93-117; Job Kozhamthadam, The Discovery of Kepler’s Laws. The Interaction of Science, Philosophy, and Religion. Notre-Dame, Ind. 1994; Mechthild Lemcke, Johannes Kepler (= rm 529). Reinbek bei Hamburg 1995; Volker Bialas, Johannes Kepler. München 2004

Autobiogr. Quelle: Crusius, Tagebuch I eds Göz/Conrad 51 (12. 3. 1596). 98 (21. 5. 1596, zu z. 1). 101 (31. 5. 1596, zu z. 22). 106f. (7. 6. 1596). 108 (9. 6. 1596). 110 (13. 6. 1596). 112 (15. 6. 1596). 121 (29. 6. 1596). 298 (15. 3. 1597). 319 (3. 4. 1597)

2.1. Quelle: benutzte Edition

Joannis Kepleri Astronomi Opera Omnia. Hg. v. Christian Frisch. 8 Bde. Frankfurt, M. 1858-71. Bd. 5 (1864) 477-479

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

nach lat. Orig.-Hs., seit spätestens 1975 fehlen vier der in dieser Ed. noch enthaltenen Blätter des Orig. (List ed. [s.u. 2.4.] 498)

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Michael Gottlieb Hansch, Joannis Keppleris Vita. In: ders. (ed.), Epistolae ad Joannem Kepplerum, Leipzig 1718, I-XXXVII; Hammer/Hammer/Seck eds. (s.u. 2.4.) 87-90; Werner Mahrholz, Deutsche Selbstbekenntnisse. Ein Beitrag zur Gesch. der Selbstbiographie von der Mystik bis zum Pietismus. Berlin 1919, 95-97; Jürgen Hübner, On Kepler’s Autobiographical Writing. In: Beer/Beer eds. (s.o. 1.4.) 119f.; Tersch (1998) 549-571

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

Keplers eigene Berichte [gekürzt]. In: Justus Heinrich Schmidt, Johann Kepler. Sein Leben in Bildern und eigenen Berichten. Linz 1970, 209-281 (mit Nachweisen und Anmerkungen); dt. Übers.: Johannes Kepler, Selbstcharakteristik. 1597. In: Selbstzeugnisse. Ausgewählt und eingeleitet v. Franz Hammer, übers. v. Esther Hammer, erläutert v. Friedrich Seck. Stuttgart-Bad Cannstatt 1971, 16-30 (nach Frisch ed. 5 [s.o. 2.1.] 476-483, komm. Übers.); Johannes Kepler, Gesammelte Werke. Bd. 19: Dokumente zu Leben und Werk. Bearbeitet v. Martha List. München 1975, Kap. 7: Personalia und Varia, Nr. 30 (Selbstcharakteristik Keplers, 1597, Graz), 328-337

3.1. Abfassungszeit

November/Dezember 1597 Graz; mehrmaliger Neuansatz

3.2. AdressatInnen

nicht genannt, wohl nur f. ihn selbst

3.3. Funktion der Quelle

Gepflogenheit der Astrologen: Horoskopstellen (in JKs Nachlass findet sich Entsprechendes über Verwandte und Bekannte); nicht ausdrücklich genannt, evt.: Prüfung der eigenen Kräfte in der rel. Konfliktsituation in Graz; Suche nach einer Fundierung der astrologischen Aussagen

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

hsl.

4.1. Berichtszeitraum

1571-1597

4.2. Sprache

lat., vereinzelt griech. und dt.

4.3. Form der Quelle

Verknüpfung v. Lebensgesch. und Selbstcharakterisierung nach astronomischen/astrologischen Kriterien der Charakterkunde (Horoskop); Wechsel zw. Ich- und Er-Form; z.T. innere Widersprüche; eigenes Horoskop auch im Anschluss an Familiennativitäten

4.4. Inhalt

wissenschaftliches Studium, Charakterzüge; Eigenschaften, die zur Reue über früheres Verhalten führen; Hauptwidersacher in Schule und Univ. und in Graz; JK bezeichnet sich als Hundenatur; nochmals gute und schlechte Eigenschaften

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